„Magic in the Moonlight“ von Woody Allen



Zum vierten Mal arbeitet Woody Allen nach „Anything Else„, „Midnight in Paris“ und „To Rome with Love“ mit dem renommierten Kameramann Darius Khondji zusammen. Um die märchenhafte Atmosphäre Südfrankreichs auf die Leinwand zu bannen, beschlossen Allen und Khondji ein Cinemascope-Objektiv zu verwenden und auf 35mm Film zu drehen. Emma Stones Gesicht ist analog zu den Ikonen des filmischen Settings weichgezeichnet, sodass ihr jugendlicher Charme weiter in den Fokus des Geschehens rückt. Neben Firth wirkt Stone dadurch umso jünger und spiegelt einen beliebten Topos des Allenschen Universums wider: Der alte Mann und die junge Frau. Das ewige Spiel des Pygmalion hatte Allen zuletzt in „Whatever Works“ verfilmt. Was damals ein missmutiger Larry David und eine naive Evan Rachel Wood verkörperten, dürfen nun ein skeptischer Colin Firth und eine nicht ganz so schlichte Emma Stone in einer Variation zum Besten geben. Daneben spielt auch die Illusionskunst eine prominente Rolle. Schon Allens eher mittelmäßige Spätwerke „Scoop“ oder „Ich sehe den Mann deiner Träume“ waren von Zauberkünstlern und Hellseherinnen bevölkert. Und der Topos der menschlichen Endlichkeit ist sowieso jedem Werk des Regisseurs immanent.

Alles in Allem ist „Magic in the Moonlight“ kein Glanzlicht. Die Dramaturgie leidet am ewigen und eher holprig inszenierten Hin und Her zwischen Firth und Stone. Virtuose Wortgefechte können die allgemeine Belanglosigkeit nicht überdecken und das vorhersehbare Korsett des Films lässt die begabten Schauspieler nicht zu ihrer vollen Leistung kommen, wie es etwa Cate Blanchett in „Blue Jasmine“ möglich war.

Weiterlesen: Die ausführliche Kritik „Woody Allens Hang zum Drama“ zu „Blue Jasmine„.

Für Allen Fans ist es jedes Mal eine Zitterpartie: Wird man den neuen Film mögen oder enttäuscht den Saal verlassen? Wird Allen jemals seinem Frühwerk gerecht? Werden wir je wieder wegweisende romantische Komödien wie „Annie Hall“ und „Manhattan„, geistreiche Mockumentaries wie „Take The Money and Run“ und „Zelig“ oder absurde Screwball-Komödien wie „Sleeper“ sehen? Es gab Zeiten, in denen ein Film von Woody Allen Originalität versprühte und die Filmsprache – wie wir sie heute für selbstverständlich erachten – bereicherte.
Man könnte fast eine Regel aufstellen: Jeder zweite Allen aus dem Spätwerk lässt zumindest das Potenzial seiner früheren Filme durchscheinen. Mit den deutlich besseren Vorgängern „Blue Jasmine“ oder „Midnight in Paris“ kann „Magic In The Moonlight“ leider nicht mithalten. In einer Szene sagt Stanley, dass Tricks ihren Zauber verlieren, wenn sie wiederholt werden. „Magic In The Moonlight“ ist letztlich genau das: Ein alter Trick aus Allens Zauberkiste.
Die Hoffnung gilt dem nächsten Streich, der natürlich bereits in der Mache ist…

Deniz Sertkol

Magic In The Moonlight„, Regie/Drehbuch: Woody Allen, DarstellerInnen: Colin Firth, Emma Stone, Hamish Linklater, Marcia Gray Harden, Eileen Atkins, Jacki Weaver, Kinostart: 4. Dezember 2014, auf DVD ab 16. April 2015

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