„Much Loved“ von Nabil Ayouch


Die Gesellschaft, in der die Frauen leben ist eine heuchlerische. Männer wie Frauen verachten ihren Lebensstil, profitieren aber direkt oder indirekt davon. Die Männer nutzen die Dienste der Prostitiuierten, die Frauen, wenn sie beispielsweise zur Familie gehören, können mit dem erworbenen Geld überleben. Im Ernstfall können die Frauen nur auf sich selbst vertrauen. Gesehen werden sie als Objekte ohne Rechte. Von offizieller Stelle ist ebenfalls, keine Unterstützung zu erwarten – ganz im Gegenteil.

Much Loved“ schneidet ein sicherlich wichtiges Thema an, für das Regisseur Nabil Ayouch sensibilisieren möchte, doch unter dem Deckmantel die ungeschönte Wahrheit präsentieren zu wollen, verfällt er der Versuchung, stark voyeuristische Bilder zu verwenden. Seine Darstellerinnen, allen voran die beiden älteren der drei Frauen von Loubna Abidar und Halima Karaouane gespielt, wirken authentisch und übermitteln das bezweckte beklemmende Gefühl hervorragend.

Der Film hat insofern sein Ziel erreicht: Über ihn wird gesprochen. Denn: Er fiel der Zensur zum Opfer. Bleibt nur noch eine nicht wenig entscheidende Frage, wer als Zielpublikum angedacht ist. Soll sich an der beschriebenen Situation in Marokko in Zukunft etwas ändern, kann der Impuls kaum von außen kommen.

Teresa Vena

Much Loved„, Regie: Nabil Ayouch, Darsteller: Loubna Abidar, Asmaa Lazrak, Halima Karaouane, Sara Elhamdi Elalaoui, Abdellah Didane, Kinostart: 19. Mai 2016

 

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