„Nur ein Augenblick“ von Randa Chahoud


Mehdi sucht in „Nur ein Augenblick“ von Randa Chahoud in Syrien nach seinem Bruder © Sören Schulz/Neue Impuls Film

Zur Hölle und zurück

Durch die Hölle zu gehen – das erfahren Karim (Mehdi Meskar) und seine Freundin Lilly (Emily Cox) als zwei unterschiedliche Dinge. Karim, der werdende Vater, der seit fünf Jahren in Deutschland studiert, reist in sein Heimatland Syrien, um seinen verschollenen Bruder zu suchen. Lilly, seine schwangere Freundin, wartet in Hamburg auf ihn – aus Tagen werden Monate. Die Kriegshölle verschluckt Karim schneller als gedacht und bald ist es nicht mehr bloß die Kilometerzahl, die ihn von seinem bisher geregelten Leben trennt.

Regisseurin und Drehbuchautorin Randa Chahoud („Ijon Tichy: Raumpilot“, „Deutschland 89″), die selbst mit einem syrischen Familienteil aufgewachsen ist, stattet ihr Spielfilmdebüt reichlich mit Situationen und dramatischen Momenten, die sich zwischen Deutschland und Syrien abspielen, aus. Die Unbeschreiblichkeit der Erfahrung von Kriegserlebnissen und die Unmöglichkeit, Gewalt und Tod zu verarbeiten, spiegeln sich in der Story und den Figuren wider. Auf erzählerischer Ebene am spannendsten wird es dementsprechend, wenn der Protagonist Karim nach monatelangen Kämpfen und einer Gefangennahme wieder nach Hamburg gelangt: In sein altes Leben zurückzukehren erweist sich als schwierig.

Denn während sich Karim mit Maschinengewehr durch das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land zwang, ging das Alltagsleben in Deutschland zwischen Radwerkstatt und Altbauwohnung weiter. Karims bester Freund (Jonas Nay) ist Lilly und dem Baby näher gekommen, seine inzwischen in Deutschland eingetroffenen Eltern haben sich in der Wohnung bereits eingelebt. Gehört Karim hier noch dazu? Wie lässt sich die Frage der Mutter nach dem Verbleib des Bruders beantworten?

1 2