„One Rogue Reporter“ von Richard Peppiatt und Tom Jenkinson


Richard Peppiatt und Tom Jenkinson führen in "One Rogue Reporter" den verlogenen Boulevard-Journalismus vor. Foto: East End Filmfestival

Richard Peppiatt und Tom Jenkinson führen in „One Rogue Reporter“ den verlogenen Boulevard-Journalismus vor. Foto: East End Filmfestival

Die Katharsis eines Boulevardjournalisten

Richard Peppiatt nimmt Rache. Rache an seinem früheren Arbeitgeber dem Daily Star, der ihn in Burkas steckte, um populistisch über Muslime zu schreiben, ihn zwang Gerüchte als Wahrheit zu verkaufen oder ihn schlichtweg drängte in der Privatsphäre von Promis rumzuschnüffeln.

Der Dokumentarfilm „One Rogue Reporter“ von Richard Peppiatt und Tom Jenkinson, der beim diesjährigen East End Filmfestival in der Kategorie Bester Dokumentarfilm nominiert ist, ist allerdings nicht nur ein Rachefeldzug, sondern vor allem: Katharsis. Peppiatt erzählt seine eigene Geschichte im Film, zeigt, was für reißerische Überschriften er geschrieben hat, in welche lächerlichen Kostüme er schlüpfen musste, bis es ihm zuviel wurde und er nicht mehr konnte und wollte.

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„Ich bin nicht gegen Boulevardjournalismus. Ich hasse jedoch, was aus ihm geworden ist.“, sagt Peppiatt im Publikumsgespräch nach der Londoner Premiere. Peppiatt hat nach seiner Kündigung beim Daily Star ausgepackt. 2010 wurde publik, dass Journalisten des Murdoch-Blattes News of the World im großen Stil Prominente wie Hugh Grant abhörten. Danach offenbarte Peppiatt die Techniken des Boulevards und wollte nicht mehr schweigen. Er war Gast in Fernsehsendungen und sagte schließlich auch beim Untersuchungsausschuss aus, der Klagen gegen den Daily Star wegen Persönlichkeitsrechtsverletzungen untersuchte.

In der Doku lässt Peppiatt die Opfer sprechen. In Interviews kommen Hugh Grant, der seit Jahren seinen eigenen Feldzug gegen Boulevard und Paparazzi führt, Journalisten und Privatpersonen zu Wort, um über ihre Erfahrungen mit dem in Großbritannien besonders aggressiven Tabloid-Journalismus zu sprechen.

Kein geringerer als Hugh Grant ist es, der als Ehrengast im Publikum sitzt. Kurz vor der Vorführung schickte das Festival einen Tweet raus, dass der RomCom-König ins abgerockte Kino Rio im Londoner Hipster-Viertel Dalston kommen wird. Dies tat er auch mit geringer Verspätung. Im Anzug und Sonnenbrille (ja, das Kino war abgedunkelt) saß er in der hintersten Reihe im ersten Rang. Der angekündigte Gast blieb der Bühne allerdings fern. Als die Reihen sich leerten, setzte er die Brille ab und verschwand. Er will Kameras umgehen. Nach dem Film und den Geschichten darin kann es ihm niemand verübeln.

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