„Parchim International“ von Stefan Eberlein



Eberleins Dokumentation ist an vielen Punkten unfreiwillig komisch – insbesondere, für den, der die Gegebenheiten in Parchim und Mecklenburg-Vorpommern kennt. Niemand der ins Flughafen-Projekt involvierten Menschen scheint wirklich zu wissen, wohin die Reise gehen soll, sodass alle etwas verloren wirken. Der Film sagt durch seine komischen Momente aber letztendlich nur: Hier prallen verschiedene Kulturen aufeinander, die sich erst noch aneinander gewöhnen müssen.

Jonathan Pang erscheint keine Superlative zu groß, wenn er die Werbetrommel für seinen Flughafen rührt. Aber seine Zeitdimensionen sind eben andere, als es Deutschland gewohnt ist. „Ich habe gelernt, mich in Geduld zu üben“, sagt der Mitarbeiter im Parchimer Flughafen-Tower da nur.
Apropos Geduld: Die brauchte wohl auch das Filmteam von „Parchim International„. Die Drehzeit hat sich auf über sieben Jahre ausgedehnt. Das hat sich gelohnt, das Ergebnis ist ein Film, der die langsamen Fortschritte einfängt und sehr nah an den Chinesen Jonathan Pang heran kommt. Die Kamera fängt Pang sogar ein, wenn er erschöpft einschläft oder emotional in Tränen ausbricht. Vielleicht hat der chinesische Geschäftsmann einfach die Verbindung gespürt, die zwischen seiner Idee und der der Regisseure besteht. Beide Seiten sind von einer großen und zeitintensiven Idee getrieben.

In einem Detail unterscheiden sich beide: Der Film ist mittlerweile fertig gestellt und startet in den Kinos. Der Parkplatz vor dem Parchimer Flughafen wird allerdings nach wie vor weder von Taxen, noch von internationalem Publikum bevölkert. Die Anwohner nutzen ihn stattdessen weiter, um Autofahren zu üben oder mit Inlinern zu skaten. Das wird wohl noch eine Weile so bleiben.

Cindy Böhme

Parchim International„, Regie: Stefan Eberlein, mit: Jonathan Pang, Werner Knan, Jens Lindemann, Karlheinz Bohl, Sibylle Hülsebeck, Eugen Arnstadt u.a.; Kinostart: 19. Mai 2016

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