QUO VADIS, AIDA? von Jasmila Žbanić


QUO VADIS, AIDA © Deblokada, Foto von Christine A. Maier

„Die EU garantiert seit mehr als 70 Jahren Frieden“, so steht es aktuell auf der Webseite der deutschen Vertretung der Europäischen Kommission. Ein geschichtsvergessener und seit Jahren wiederholter Satz, der bis heute belegt, wie recht Autorenfilmerin Jasmila Žbanić hat, wenn sie in einem ARD Fernsehinterview darauf hinweist, dass „viele nicht (mehr) wissen, dass Hunderttausende in Europa getötet wurden, zwei Millionen vertrieben und ein Land komplett zerstört und abgebrannt wurde“. Die Rede ist vom Bosnienkrieg, der bis Mitte der 90er Jahre wütete. Ihr Film QUO VADIS, AIDA? ist quasi buchstäblich ein Aufruf gegen das Vergessen und eine mahnende Erinnerung daran, wie Krieg die Menschen um ihr Leben betrügt.

Bosnien im Juli 1995. Nachdem zu Beginn des Krieges die Serben aus Sarajevo und anderen Städten vertrieben wurden, kehren sie nun als Armee zurück. In einer UN Basis der niederländischen Blauhelme beraten der Bürgermeister der Stadt (Ermin Bravo), Oberstleutnant Karremans (Johan Heldenbergh) und die Übersetzerin Selmanagić (Jasna Đuričić), ob sich die Einwohner Srebrenicas aufgrund der Belagerung in Schutzräume zurückziehen sollten. Karremans verneint. Die Stadt sei als Schutzzone deklariert und damit sicher und den herannahenden Besatzern bereits ein Ultimatum gestellt. Ein Ultimatum, das eine leere Drohung bleibt, wie die Geschichte weiß und an dessen Ende 8372 Väter, Söhne, Brüder und Ehemänner im Massaker von Srebrenica ihr Leben lassen.

In fast biblischen Bildern erzählt Jasmila Žbanić von den Julitagen 1995, der Flucht der Einwohner Srebrenicas ins UN-Lager, in dem nur 25.000 von ihnen Platz finden. Der Rest der 300.000 Menschen muss vor den Toren der Militärbasis ausharren. Drinnen wie draußen gibt es weder Wasser, Toiletten noch eine simple Versorgung für sie. Die Kamera folgt im Chaos dieser Tage der Titelheldin Aida, die mit aller Kraft versucht, Ordnung ins Chaos zu bringen und ihren Mann und ihre zwei Söhne vor den Serben in Sicherheit zu bringen. Denn schon bald stehen die serbischen Truppen unter der Führung General Ratko Mladićs vor der UN-Basis.

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