„Quo vado – Der Vollposten“ von Gennaro Nunziante


Luca Pasquale Medici alias Checco Zalone wird in Italien seit Jahren als Komiker und Filmautor gefeiert, der es mit einer gehörigen Portion an Selbstironie schafft, Klischees und Stereotypen insbesondere des Nord- und Süditalieners gekonnt auf die Schippe zu nehmen. Er konfrontiert den Süditaliener, der eher als faul, ungebildet und bäuerlich gilt, mit dem Typus des Norditalieners, der als arrogant, humorlos und verbissen, stigmatisiert wird. In „Quo vado – Der Vollposten“ greift er ein allgemeinitalienisches Thema auf, nämlich den Klientelismus der öffentlichen Verwaltung, was sich sicherlich auf das Beamtenwesen anderer Länder übertragen lässt.

Die Figur des Checco bietet reichhaltige Identifikationspunkte für die eigenen Landsleute. Da geht es zum Beispiel um sein Verhältnis zu seiner Mutter, die ihm, dem 40-Jährigen, seine Kleidung wäscht und sein Essen kocht. Der Pascha im Haus wählt aus einem Koffer, in dem die einzelne Pasta auf einem Samttuch wie Schmuck gebettet ist, die Pastasorte aus, auf die er gerade Lust hat. Auch die wiederholten Kontrollanrufe der Mamma werden dem einen oder anderen bekannt vorkommen. Schließlich spricht Checco vielen Italienern aus dem Herzen, die im Ausland wohnen und ihrem authentischen Essen nachtrauern. So ergeht es auch Checco, der in Norwegen auf einen Koch trifft, der die Spaghetti 30 Minuten kochen lässt, bevor er sie serviert. Da ist es nur verständlich, dass Checco empört das Schild des Restaurants, das sich als „italienische Küche“ anpreist, kurzerhand abmontiert.

Checco lässt einen aber auch fremdschämen, er ist laut, ungelehrig und ungebildet. Andere Kulturen und Denkweisen bezieht er ständig auf sich und fühlt sich ihnen im Wesentlichen überlegen. Nie steckt aber böser Wille dahinter, vielmehr eine gewisse Naivität und ein großes Selbstvertrauen. Das macht ihn zu einem amüsanten und liebenswürdigen, aber gleichzeitig auch recht anstrengenden Paradiesvogel. „Der Vollposten“ lebt von dieser Figur, die zu jeder Zeit authentisch wirkt. Der Film funktioniert als intelligente Komödie mit Charme, überzeugenden Darstellern und viel Liebe zum Detail.

Die deutsche Stimme Checcos spricht Bastian Pastewka gekonnt. Er schafft es, die Figur nicht lächerlich zu machen und den Witz des Drehbuchs zu übertragen. Einzelne Wortspiele gehen verloren, da sie im Deutschen keine direkte Entsprechung finden, so zum Beispiel Checcos Grammatikfehler. Nach Angaben Pastewkas ist es der deutschen Bearbeitung gelungen, etwa 95% der witzigen Szenen sprachlich adäquat ins Deutsche zu bringen. Checco ist der Autor mehrerer Filme, denen es zu wünschen wäre, auch außerhalb des eigenen Landes, wo „Quo vado – Vollposten“ über 10 Mio. Zuschauer in die Säle locken konnte, Aufmerksamkeit zu finden. Wert auf einer deutschsprachigen DVD herausgegeben zu werden, wären besonders „Cado dalle nubi“ (2009) (legendär ist das Lied über die „Omoni sessuali„, Homosexuellen) und „Sole a catinelle“ (2013).

Teresa Vena

Quo vadis – Der Vollposten„, Regie: Gennaro Nunziate Darsteller: Checco Zalone, Eleonora Giovanardi, Sonia Bergamasco, Maurizio Micheli, Ludovica Modugno, Ninni Bruschetta, Paolo Pierobon, Azzurra Martino, Lino Banfi, Kinostart: 22. September 2016

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