„Revivre“ („Hwajang“) von Kwon-taek Im
Abschied nehmen
In „Revivre“ (koreanischer Titel „Hwajang„) des koreanischen Regisseurs Kwon-taek Im, seinem 102. Spielfilm, stehen ein gut situiertes älteres Ehepaar und die Lebens- und Arbeitswelt Seouls im Vordergrund. Auf trockene und distanzierte Art greift Im die Themen Aufopferung, Abschied, Lust und Verzicht auf.
Herr Oh (Sung-ki Ahn) ist Marketingleiter bei einem expandierenden Pharmaunternehmen. Er ist verantwortlich für die saisonalen Werbekampagnen, die über den Erfolg der neuen Produkte entscheiden. Als Unterstützung bekommt er eine junge, attraktive Mitarbeiterin Eun-joo (Qyu-ri Kim), die sich als sehr kompetent, fleißig und selbstbewusst herausstellt. Die anfängliche gegenseitige Sympathie zwischen den beiden entwickelt sich zunehmend zur erotischen Anziehung. Einzelne – weitgehend unschuldige – Annäherungsversuche gehen fast ausschließlich von Eun-joo aus. Spätestens bei einer Firmenfeier bezaubert Eun-joo ihren Vorgesetzten durch ausgelassenes, sinnliches Tanzen. Doch Herr Oh hält sich, wie es scheint fast gewaltsam, zurück.
Die Ehefrau des Mitte-Fünfzigjährigen befindet sich im Krankenhaus, weil ihr zum wiederholten Mal ein Hirntumor herausoperiert wurde. Ihr Zustand verschlechtert sich, so dass sie auf intensive Pflege angewiesen ist. Den Hauptanteil daran übernimmt Herr Oh selbst. Es ist für ihn selbstverständlich, sie zu waschen, ihr Essen zu geben und sie zu wickeln. Hier beschreibt Im koreanische Verhältnisse im Medizinwesen, wo sich die Angehörigen häufig um die Patienten kümmern. Im Krankenzimmer steht ein Kühlschrank, denn selbst für die Mahlzeiten sind sie selbst verantwortlich. Vielfach schläft Herr Oh nachts auf einer Matratze neben ihrem Bett. Dass sich seine Frau nicht mehr erholen wird, ist ihm bewusst, und es entsteht der Eindruck, dass er es soweit akzeptiert. Seine Gesten wirken routiniert und mechanisch, bald ist auch eine differenzierte Unterhaltung zwischen dem Paar nicht mehr möglich.
Zwischen seinem hohen Arbeitspensum in der Firma und der Betreuung seiner Frau bleibt Herr Oh nicht viel Zeit für sich. Er lässt allerdings nie Überforderung oder Frustration durchscheinen, allein seine Mitarbeiterin Eun-joo findet einen zwar schwachen, aber persönlichen Zugang zu ihm. Ganz der koreanischen Konvention folgend, trägt Herr Oh seine Gefühle nicht nach außen. Ein kurzes Zögern ist seine ganze Reaktion auf Eun-joos Ankündigung, dass sie heiraten will. Als sich diese Pläne wieder zerschlagen, schwankt Eun-joo zwischen ihrer Zuneigung zu ihrem Vorgesetzten und einer neuen Stelle in China.