„Robin Hood“ von Otto Bathurst



Besonders deutlich wird dies durch die Ausstattung und noch mehr beim Kostüm, das historisch nicht korrekt einzuordnen ist. Mit dem Mittelalter und der Zeit der Kreuzzüge haben die modernen Kostüme nicht viel gemein, es entsteht eine junge und zeitlose Interpretation des mittelalterlichen Kleidungsstils.
Das setzt sich in der Architektur von Nottingham fort, wo das mittelalterliche Europa, das Asien des 18. Jahrhunderts und Elemente des 20. Jahrhundert aufeinandertreffen. Das Raum-Zeit-Kontinuum wird auch hier gebrochen. Das Innere der Stadt ist dem Mittelalter widersprüchlich, sieht es doch viel zu sauber und futuristisch aus. Daraus ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass die Verortung und die Handlung auch in unsere heutigen Metropolen transferiert werden kann. Es wird nicht nur eine bestimmte Zeit oder ein bestimmter Ort angesprochen. Die Stadt bleibt räumlich wie zeitlich undefiniert. Weiter können Parallelen zur damaligen Diktatur der Monarchie gezogen werden. Angefangen beim Auftreten des Sheriff von Nottingham bis hinzu dem übergroßen Kreuz, dass mitten im Stadtkern steht. So gesehen kann der Film eben auch als Kritik an der Politik unserer Zeit gesehen werden.

Obwohl mit dem Film ein neues Kapitel der Hood-Verfilmungen geschrieben wird und es der wohl fortschrittlichste Robin Hood aller Zeiten ist, verfolgt der Film in seiner Machart alte und bekannte Hollywood-Tamtam-Klischees: Groß, laut, schnell, viel Action, die Liebe als Motivation für Handlungen und am Ende gewinnt immer das Gute. Der Film arbeitet mit vielen, sehr schnellen und freien Kamerabewegungen. Das Publikum findet kaum Zeit für Ruhephasen. Auf die Spitze getrieben wird das Prinzip durch sehr viele Großaufnahmen, denen eine Gewaltverherrlichung durchaus vorzuwerfen ist. Die Bilder wühlen vor allem auf, gerade auch durch die musikalische Untermalung, die den Effekt zusätzlich verstärkt.

Dennoch ist „Robin Hood“ ein mitreißender, spannender, schneller und energiegeladener Film über einen Mann und seine Geschichte. Zeitlose Heldentaten bieten dem Glaube-Kirche-Macht-Gewalt-Konstrukt die Stirn. Die Figur Robin Hood wird neu erfunden und hält uns schonungslos den Spiegel vors Gesicht. Er verfolgt keine historische Genauigkeit, sondern zeigt eine düstere Realität in der die Grenzen zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffen.

Sophia Förtsch

Robin Hood„, Regie: Otto Bathurst; DarstellerInnen: Taron Egerton, Jamie Foxx, Jamie Dornan, Ben Mendelsohn, Eve Hewson, Tim Minchin; Kinostart: 10. Januar 2019

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