„Safari“ von Ulrich Seidl



Was treibt diese Menschen an? Sie benutzen Begriffe wie Stück, für das Wild, Schweiß für das Blut, dass das Tier verliert, und anschweißen, wenn sie das Tier durch einen Schuss verwunden. Sie sprechen lieber von erlegen statt vom Töten, da es dabei für sie einen Unterschied gibt. Sie reden sich ein, dem Land, in dem sie jagen, zu helfen, indem sie dort durch die Jagd mehr Geld ausgeben, als ein durchschnittlicher Tourist. Sie reden sich raus in dem sie behaupten nur kranke und alte Tiere zu schießen und sie damit zu erlösen.

Nach dem Schuss zittern die Knie, der Puls steigt. Die Eltern sind stolz auf die Kinder, der Vater auf die Mutter, alle auf den Vater. Und so ein Zebrafell macht sich doch ganz gut im Wohnzimmer.

"Safari-Regisseur Ulrich Seidl. © Sepp Dreissinger, Neue Visionen Filmverleih

„Safari-Regisseur Ulrich Seidl. © Sepp Dreissinger, Neue Visionen Filmverleih

Die Einheimischen kommen nicht zu Wort. Dafür sprechen die Jäger über sie, was genau so schwer zu ertragen ist wie das Ausnehmen, das Zerlegen und das Abziehen der Haut des Tieres – auch dafür gibt es einen schönen Begriff, der schon auf die Bestimmung des Fells hinweist: Decke). Immerhin wird alles verwertet. Die Angestellten nagen sogar die Reste von den Knochen.

Seidel liefert einen spannenden Einblick in die Welt der Großwildjagd. Dabei ist er gewohnt schonungslos. Wieder einmal gelingt es ihm Menschen vor seiner Kamera offen über ein Tabuthema reden zu lassen.

Janine Seiler

„Safari“, Regie: Ulrich Seidl, Kinostart: 9. Dezember 2016

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