„Seven Psychopaths“ von Martin McDonagh


Psychopathen pflastern Martys Weg. Foto: DCM Filmdistribution

Psychopathen pflastern Martys Weg. Foto: DCM Filmdistribution

Dick Dale fehlt

Man kann über Martin McDonagh sagen was man will. Sicherlich seine Charaktere sind denen eines Quentin Tarantino zum verwechseln ähnlich. Die eigene kreative Rückständigkeit wird in einen Vorsprung verwandelt, indem er einen Plot etabliert, der auf dem Kurschluss von Altbekanntem und guten Schauspielern basiert und es somit erlaubt, eine Eigenständigkeit zu überspringen.  „Seven Psychopaths“ ist eine Hipster und iPod-taugliche Variante von „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction„, nicht mehr aber auch nicht weniger.  Colin Farrell gibt darin Marty, einen irischen Drehbuchautor der sein Glück in Hollywood sucht.  Der Titel für seinen Erstling (eben „7 Psychopaths„) steht fest, doch  als kompensierender Alkoholiker kommt er nicht über die Worte „EXT. LOS ANGELES STREETCORNER. DAY.“ hinaus. Sein bester Freund Billy (Sam Rockwell) und sein Arbeitskollege Hans (Christopher Walken) verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Entführen von Hunden. Ihre von Grund auf zum Scheitern verurteilte Einfühlung in die Heteronomie der Kapitalverhältnisse in der Stadt der Engel findet seine Alterität in Gestalt des Gangsters Charlie Costello (Woody Harrelson). Marty beschließt, Charlie in sein Drehbuch zu integrieren. Billy unterstützt Marty, in dem er eine Anzeige in der LA Weekly schaltet, so dass sich jede Menge Sozio- und Psychopathen bei Marty melden.

Einer von Ihnen ist Tom Waits. Wie bei einem Tarantino Streifen ist die Geschichte derart simpel gestrickt, dass sie nicht weiter auffällt. Das ist verzeihbar, denn die geschliffenen Dialoge McDonaghs sind denen seine Vorbilds ebenbürtig,  doch während in „Reservoir Dogs“ die Folgen des Scheiterns im Vordergrund standen, so werden bei „Seven Psychopaths“ die Vorbereitung und Durchführung eines nicht einsetzenden Erfolges in den Focus gerückt. Bei Tarantino geht es oft um das Scheitern eines ethischen Kodex in einem bestimmten, oftmals grotesken Kontext. Bei McDonagh sind die Figuren grotesk und so ist ihr Scheitern in einer ohnehin schon völlig amoralischen Umgebung einfach nur banal. Die Überlänge des Filmes können die gestandenen Akteure ohne weiteres verbergen und so findet am Ende auch noch eine finale Schießerei auf einem B-Movie Friedhof statt. Die farbübersättigten Bilder des Kameramannes Ben Davis rücken das Dargestellte entgültig in die Sphäre einer Comicverfilmung. Recht schnell geht die kurze Zeit der Euphorie nach dem Abspann zu Ende und nun gilt es das leere, aber kunterbunte Terrain mit guter Musik zu retten – doch Dick Dale fehlt.

Joris J.

Seven Psychopaths: Regie/Drehbuch: Martin McDonagh, Darsteller: Christopher Walken, Tom Waits, Colin Farrell, Abbie Cornish, Sam Rockwell, Woody Harrelson, Olga Kurylenko; Kinostart: 6. Dezember 2012