„Müllhubschrauber“ („Sophelikoptern“) von Jonas Selberg Augustsen


Regisseur  Jonas Selberg Augustsen komponiert seine Film-Bilder sorgfältig. ©Jimmy Sundin

Regisseur Jonas Selberg Augustsen komponiert seine Film-Bilder sorgfältig. ©Jimmy Sundin

Der Film ist ein Juwel, der den Zuschauer mitnimmt auf eine Reise, auf der er über eine Menge Absurditäten lacht und stolpert und stolpern soll. Kein Bild ist hier zufällig gewählt, sondern streng durchkomponiert, selbst Nummern folgen Bedeutungen der Zahlenmystik, eine Kuh wird sinnbildlich durchs Dorf gejagt, das Meer gibt kein Echo und die Denkmäler von heute sind in Überdimension absurdesten und sinnentleerten Gegenständen gewidmet. Der Zuschauer ist über diese skurrilen Begegnungen lange sehr amüsiert, wirkt es doch alles leicht und in seinem Witz zunächst sehr kurios und eigenwillig grotesk. Doch der Hammer kommt und alle Anspielungen fügen sich plötzlich zu einem großen Ganzen.

Die Bildkomposition von „The Garbage Helicopter“ entspricht dicht aneinandergereihten, poetisch formulierten Rätseln, die auch im Film selbst immer wieder thematisiert werden. Ständig begegnen dem Zuschauer und den Protagonisten im Film Rätselfragen. Auch Kreuzworträtsel werden im Film fortlaufend gelöst. Es ist der Wink des Regisseurs mit dem Zaunpfahl, dass es hier noch mehr zu entschlüsseln gilt. Unzählige Hinweise und Anspielungen verstecken sich in jeder Sequenz, sind Kommentare und stehen damit ganz in der Tradition kunsthistorischer Werke, die unsere Museen füllen und mit reicher Symbolik von ihren Zeiten reden. Nicht selten verlangen sie ein umfangreiches Vorwissen vom Betrachter, um sie in ihrer Komplexität erfassen und interpretieren zu können. Doch selten findet die Masse überhaupt einen Zugang zu dieser Sprache und macht sich die Mühe ein solches Werk, das mit klaren Hinweisen auf unsere junge Epoche und Gegenwart anspielt, noch zu enträtseln. Viele erwarten die unbeanspruchte Erzählung, mit zugeführten Wissens-Häppchen, leicht konsumierbar und doch ohne groß zuhören oder zusehen zu müssen.
Die passende Anspielung auf dieses Unwissen kommt vom schwedischen Filmemacher selbst: Die Museen als Halter des kulturellen Gedächtnisses beherbergen in seinem Film nur noch leere Bilder. Nur Rahmen füllen die ehemaligen Wissensräume. Es ist wie mit der Poesie, die Selberg als Leitmotiv und Basis seines Filmes wählt, sie spielt kaum noch eine Bedeutung. Und kaum einer bemüht sich noch, in Verse verfasste Sprachbilder zu entziffern. Texte werden sogar vereinfacht, um überhaupt noch eine Leserschaft zu finden und die Botschaften von einst am Leben zu halten. Es bleibt zu wünschen, dass dieser Film einen mutigen Verleiher findet, der den Film auch in die deutschen Kinos bringt, denn dieses Gesamtkunstwerk hat das Potenzial zu einem Meilenstein in der Filmgeschichte zu werden.

SuT

The Garbage Helicopter“ (OT: „Sophelikoptern„), Regie: Jonas Selberg Augustsen, DarstellerInnen: Christopher Burjanski, Daniel Szoppe, Jessica Szoppe, Singoalla Millon

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