„The Killing Of A Sacred Deer“ von Giorgos Lanthimos


in "The Killing of a Sacred Deer" von Yorgos Lanthimos sind Steven (Colin Farell) und Anna (Nicole Kidman) die amerikanische Vorzeigefamilie. © Element Pictures

in „The Killing of a Sacred Deer“ von Yorgos Lanthimos sind Steven (Colin Farell) und Anna (Nicole Kidman) die amerikanische Vorzeigefamilie. © Element Pictures

Eine bösartige Versuchsanordnung

Giorgos Lanthimos gehört zu den wenigen Ausnahme-Regisseuren, die mit einer handvoll Werken ihren ganz eigenen filmischen Fingerabdruck geprägt haben. So war „The Killing Of A Sacred Deer“ bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes sicherlich einer der meisterwarteten Beiträge im Wettbewerb. Damit gelang ihm das seltene Kunststück, die vorhandenen Erwartungen gleichzeitig zu schüren und zu widerlaufen. Denn womit können Kritiker und Publikum eigentlich rechnen, wenn Lanthimos Markenzeichen vor allem die vollkommene Unberechenbarkeit ist?

Obwohl die Handlung zunächst als absurde Komödie beginnt, macht bereits die erste Einstellung einer echten Operation am offenen Herzen in Nahaufnahme klar, dass sich unter der Oberfläche unangenehme Abgründe auftun werden. Steven (Colin Farell) ist Herzchirurg in einer amerikanischen Klinik und führt mit seiner Frau Anna (Nicole Kidman) und seinen Kindern Kim und Bob eine Bilderbuchehe. Sie leben in einem ausladenden und wunderschönen Haus, Anna arbeitet als Augenärztin, die pubertierende Tochter Kim singt erfolgreich im Schulchor und der kleine Bob zeigt großes Talent in Mathe und Naturwissenschaften. Doch im Privaten offenbaren sich bereits kuriose Momente, die nicht mit diesem öffentlichen Bild einer Vorzeigefamilie zusammenpassen wollen.
So kann Steven nur mit Anna schlafen, wenn diese sich regungslos wie eine Narkosepatientin auf das Ehebett legt. Außerhalb des Hauses nimmt er eine symbolische Vaterrolle für den 16-jährigen Halbwaisen Martin (Barry Keoghan) ein, ohne dass seine Frau davon etwas mitbekommen soll. Martin drängt sich zunehmend manipulativ und intensiv in das Familienleben, indem er Steven auf seiner Arbeit im Krankenhaus bedrängt und ihn mit seiner Mutter (Alicia Silverstone) verkuppeln will. Als Steven ablehnt, ist sein jüngster Sohn Bob eines Morgens plötzlich von der Hüfte abwärts gelähmt. Auf irgendeine Weise scheint Martin dafür der Auslöser zu sein.

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