„Therapie für einen Vampir“ von David Ruehm


Diese österreich-schweizerische Produktion unter der Leitung von David Ruehm mischt die Form der Liebeskomödie mit der der Horrorparodie. Erstere nimmt leider zu Lasten des Films die Oberhand. Hier wirken die menschlichen Figuren farblos und langweilig. Die beiden Vampire hingegen, insbesondere der Graf, hervorragend von Tobias Moretti gespielt, überzuegen mit großem komischen Potenzial, das in keiner Weise ausgeschöpft wurde.

Morettis alias des Grafen Erscheinungsbild und Verhalten haben etwas Exzentrisches und zugleich Altmodisches an sich. Der Vampir hat einen erlesenen Geschmack, kokettiert gerne und unterliegt gewissen Zwängen wie dem, alles zählen zu müssen, die in angreifbar machen. Das Bild dieses naiv-kindlichen, aber gleichwohl schlauen und charmanten Charakters macht die Stärke des Films aus. Die Figur des Grafen erinnert an die Protagonisten der jüngst erschienenen Vampirkomödie „5 Zimmer, Küche, Sarg„, die aber viel konsequenter und überzeugender inszeniert wurde.

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Die Konfrontation der Vampire mit der Außenwelt, vor der sie beispielsweise ihre Essgewohnheiten verstecken – im Restaurant bestellt der Graf ein möglichst blutiges Steak, das er in Sekundenschnelle ausgesaugt hat – oder dass diese das Fehlen ihres Spiegelbildes verheimlichen müssen, hätte noch viel mehr Stoff für amüsante Handlung liefern können. Genau wie ein Streit zwischen den vampirischen Eheleuten, der zu kurz abgehandelt wurde. Frau Gräfin (Jeanette Hain) verkörpert den weniger empfindsamen Part in der Beziehung. Sie tötet gerne, um sich Nahrung zu beschaffen, während ihr Mann den Diener damit beauftragt und zur Not auch das Blut von Kleintieren trinkt. Die beiden leiden an der zugespitzen Form der Beziehungszerrüttung durch langjährige Ehe, sie nerven sich nur noch und streiten ununterbrochen. Kennen sie sich doch seit Jahrhunderten und sind auf einander angewiesen.

Neben den wenig interessanten Liebesgeschichten schneidet der Film das Thema Identität an. Da die Vampirin seit langem ihr Ebenbild nicht mehr sehen kann, ist sie sehr unsicher in Bezug auf ihr Äußeres. Sie fordert die stetige Beteuerung ihres Gatten, dass sie immer noch schön sei. Diesem an sich interessanten philosophischen Aspekt über die Bedeutung des Bildes, das sich andere von einem machen, des Bildes, das man selbst von sich hat, und wie die beiden zusammenpassen, fehlt es an Konsequenz. Dabei gesteht Regisseur Ruehm in Interviews, dass auf genau diesem Gedanken der Schwerpunkt seines Films liegen sollte.
Therapie für einen Vampir“ bleibt eine leichtfüßige Komödie, der es aber an Profil fehlt.

Teresa Vena

Therapie für einen Vampir“ (OT „Der Vampir auf der Couch„), Regie: David Ruehm, Darsteller: Tobias Moretti, Jeanette Hain, Cornelia Ivancan, Dominic Oley, Karl Fischer, Anatole Taubmann, Kinostart: 10. September 2015

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