„Unikum“ von Csaba Monory (Okt 18)


Open Screening-Kurzfilm des Monats Oktober: „Unikum“ von Csaba Monory.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne.
Nach Conversations of an Interracial Couple“ von Simon Adegbenro im letzten Monat dürft ihr euch nun auf „Unikum“ von Csaba Monory freuen.
Hier der komplette Kurzfilm und auf unser Interview mit dem Filmemacher…

Viel Vergnügen!

Csaba, worum geht es in deinem Kurzfilm „Unikum„?
Csaba Monory:
Die Handlung ist ganz einfach: Zwei Männer gehen in der Sommerhitze in eine Taverne, um ein Bier zu trinken. Dort werden sie auf einen alten Trunkenbold aufmerksam und fangen an, sich über ihn lustig zu machen. Die Geschichte hat jedoch auch eine andere subtile Ebene: die allgemeine und traurige Gewohnheit der menschlichen Natur, andere für etwas zu kritisieren, was wir auch tun. In dieser Situation ist es Alkoholkonsum.

Wie bist du auf die Idee für den Film gekommen?
Bevor ich diesen Film gemacht habe, habe ich drei Monate in Rabat (Marokko) gelebt. Dort ist mir aufgefallen ist, wie tief der Alkoholkonsum in unserer europäischen Kultur verankert ist. Hier treffen wir Freunde in Kneipen zum Reden. In Marokko treffen sich Menschen in Cafés und unterhalten sich mit Kaffee und Tee statt mit Bier und Wein. Ich denke, diese Erkenntnis war der Kern des Films, aber die konkrete Idee kam an einem Morgen in einem einwöchigen Filmworkshop, in dem wir nicht verstanden, wie jemand schon am Morgen „Pálinka“ (ungarischer Fruchtgeist) trinken könnte.

Wie wurde der Film umgesetzt?
Der Film entstand in Somogyfajsz (Ungarn), wo jedes Jahr die einwöchigen „Mediawave“-Kunstworkshops stattfinden. Mit der Hilfe und Anleitung von erfahrenen Filmprofis kann man dort eigene Filme machen oder an der Produktion von ein oder zwei Filmen mitwirken (jedes Jahr entstehen ca. 6 bis 10 Kurzfilme). Dort traf ich auf Bence Kátai und Ferenc Lengyel, einen talentierten Kameramann und einen talentierten Editor. Den beiden gefiel meine Filmidee, also bildeten wir eine Crew und suchten nach Drehorten, Schauspielern. Ich begann, ein Drehbuch zu schreiben. Die Suche war ziemlich einfach, denn es gibt nur eine Taverne im Dorf Somogyfajsz.

Der „Säufer“, über den sich die Trinker lustig machen…

Dein Film profitiert stark von der Dynamik zwischen den Protagonisten. Wie bist du zu diesen beiden gekommen? Haben sie während des Drehs improvisiert oder war alles schon im Drehbuch?
Als ich anfing, das Drehbuch zu schreiben, hatte ich das Gefühl, dass ich keine so guten und lebensnahen Sätze schreiben kann, um jemanden zu verspotten, wie es die beiden Hauptcharaktere im Film tun sollen. Also konzentrierte ich mich eher auf die Struktur – das heißt: Die beiden steigern und überbieten sich immer mehr mit ihren lustigen Lines, während der „Trinker“ sich jeden Shot auf eine andere Weise genehmigt. Ich suchte Schauspieler, die sich gut kennen und zusammen improvisieren können. Wir hatten Glück, Bali (Balázs Németh) und Marci (Stanislaw Lazarus) zu finden, die Musiker und sehr gute Freunde sind. Sie folgten der Struktur (ich hatte zwei Seiten eines Dialogs geschrieben), improvisierten aber den genauen Wortlaut. Wir haben es drei Mal aufgenommen und dann die besten Zeilen in einem kontinuierlichen Dialog bearbeitet.

Und wie waren die Dreharbeiten ansonsten?
Wir mussten uns den Öffnungszeiten der Taverne anpassen, hatten deshalb nur drei Stunden Zeit, um das Set zu arrangieren und zu drehen. Das war eine Herausforderung und erforderte hohe Konzentration von allen. Aber es war eine großartige und angenehme Zusammenarbeit aller Beteiligten. Lustigerweise hatten wir das Ende des Films während der Dreharbeiten nicht abgesehen – auf diese „Punch-Line“ sind wir erst beim Schneiden gestoßen. Das sehe ich als großen Vorteil der Improvisation der Schauspieler. Fun-Fact: Der „Säufer“ (übrigens Kamera-Dozent der Werkstatt) trank bei den Dreharbeiten nur Wasser aus den Schnapsgläsern, während Bali und Marci Bier und am Schluss auch die Shots tranken.
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