„Wann wenn nicht jetzt?“ von Will von Tagen (Okt 19)


Der Clip sendet auf kreative Art eine klare Botschaft.

Du warst mit dem Film beim Open Screening im Cassiopeia. Gibt es weitere Screenings oder Festivals? Über welche Kanäle kann man den Film sehen?
Momentan läuft der Film noch nirgendwo aber wir wollten uns noch in Ruhe überlegen, wo wir ihn zeigen werden. Jetzt hat er erstmal die Social-Media-Aufarbeitung durch Facebook, YouTube und Instagram. Einen konkreten Masterplan, wie wir die Reichweite des Clips am besten ausnutzen können, haben wir nicht. Dafür haben wir auch nicht die Kapazität. Der Clip wurde aber in das Programm von „Fair Play“ (von OBJEKTIV e.V.), einen demokratiepädagogischen Projekt für Kinder in Dresden aufgenommen und wir wollen dann konkreter und „analog“ Film, Kunst, Kultur und Antifaschismus verbinden.

Und wie war die Resonanz bis jetzt? Auf der Facebook-Seite „Wann wenn nicht jetzt Video Aufruf“ ist ja auch von rechten Drohungen die Rede?
Wie man sich es vorstellen: extrem gespalten! Die Einen riefen „super!“ und die anderen „ihr linksversifften Terroristen verbreitet Lügen!“ Wir konnten uns fast jeder Auseinandersetzung widmen, aber das war im Alltag schon sehr bedrückend. Die, die es mochten, haben es geteilt und sich nicht mehr damit beschäftigt. Aber die, die sich davon angesprochen gefühlt haben, waren so hart getriggert und hatten das strengste Bedürfnis wildesten Schwachsinn zu äußern! Es kamen auch die üblichen Sachen, hätten wir „AfD-Rhetorik-Bingo“ gespielt, hätten wir alles gehabt! Genauso interessant wie auch entlarvend war übrigens, wie viele gleich Pro-AfD argumentiert haben, dabei haben wir uns ganz bewusst dazu entschieden, den Namen dieser Partei nirgends auftauchen zu lassen, weder im Clip selbst, noch in den Beschreibungstexten. Da ging es eher um Walter Lübcke, den NSU und tagtägliche rechtsextreme Übergriffe. Trotzdem kamen viele von allein auf die AfD.
Und ja, es kamen tatsächlich mehrere schlecht geschriebene Drohungen, die wir auch sorgfältig dokumentiert haben und bei den jeweiligen Plattformen gemeldet haben. Damit wollten wir beweisen, dass es diese Drohungen in wirklich gibt, und zwar gegen alle, die sich aktiv gegen Nazis engagieren. Wir haben ja schließlich nichts weiter gemacht, als einen Social-Spot zu produzieren. Das reicht dann schon. Das ist erst mal ein komisches Gefühl, aber andererseits die Bestätigung, dass dieser Aufruf #WannWennNichtJetzt einfach nur notwendig ist!

Folgen weitere Filme zu dem Thema? Oder gibt es andere neue Filmprojekte, die in Planung sind?
An sich gibt es die anderen Skripte immer noch. Eine Idee mit Rosinen als Analogie juckt mich alle Jahre wieder, vielleicht setze ich mich endlich wieder ran. Ich glaube, das Thema wird leider eine Zeitlang weiter bestehen. Aber wir müssen jetzt wieder Geld verdienen. Wir haben den privaten Aufwand eines solchen Projekts komplett unterschätzt und extrem viel darein investiert, so dass es uns gerade an Energie und Liquidität mangelt. Wir haben aber viel an unserer Vernetzung gearbeitet und gucken, wo oder mit wem wir als Nächstes arbeiten würden. Die Ideen und das Team haben wir ja parat. Aber ein bisschen Ruhe möchten wir uns jetzt gönnen.

Wie bist du zum Filmemachen gekommen?
Als ich nach Deutschland gezogen bin, vor neun Jahren, habe ich angefangen, Geschichten zu schreiben und auf Bühnen vorzulesen. Irgendwann fand ich unangenehm, wie Leute aus dem Publikum oder auch Künstler mich immer verbessern wollten und mir den Eindruck gegeben haben, sie hätten null auf dem Inhalt geachtet. In einem Film gibt’s keine Rechtschreibefehler.

Wie bist du auf’s Open Screening gekommen und wie war’s für dich?
Ein Freund von mir kommt oft zum Open Screening und zeigt seine Trashfilme. Ich fand die Idee großartig, dass absolut jeder Mensch seinen Film zeigen kann, ohne Urteil, ohne Bewerbung und ohne Netzwerk. Das ist besonders toll für Anfänger wie mich, ein direktes Feedback zu bekommen und auch eine schöne Erfahrung, die Arbeit von anderen zu sehen. Es gibt echt super begabte Leute und es macht Spaß, diese Leute zu entdecken und sich ihre Sicht über Sachen anzugucken. Das ist so ermutigend, danach wollte ich gleich wieder drehen, einfach rough, ohne Geld oder Genehmigung! Hauptsache drehen und aktiv bleiben und nicht aufgeben!

Open Screening im Kino Sputnik.

Open Screening im Kino Sputnik.

Das nächste Open Screening

… findet am Mittwoch, den 16. Oktober, im Sputnik Kino Kreuzberg statt.
Einlass & Filmabgabe ab 19.30 Uhr
Screenings ab 20 Uhr.
Mögliche Formate: Blu-ray, DVD, AVI, MPG2, MOV, MPG4 sowie alles, was der VLC-Player abspielt … und VHS.

Der Eintritt ist wie immer für Filmemacher und Publikum frei.

Mehr zum nächsten Open Screening bei Facebook und auf www.openscreening.de.
Alle Open Screening-Kurzfilme findet ihr in unserem Open Screening-Kanal!

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