„Welcome to Pine Hill“ von Keith Miller


Shannon befindet sich auf dem Weg der Läuterung. Foto: Unknown Pleasures

Shannon befindet sich auf dem Weg der Läuterung. Foto: Unknown Pleasures

Leere Augen

Und wieder tauchen wir mit den Unknown Pleasures in tiefste Indie-Gefilde.  „Welcome to Pine Hill“ nennt sich Keith Millers Werk und wem der Name nichts sagt, der hat dies mit einem Großteil der 3,5 Millionen Berliner gemeinsam. Am späten Montagabend haben sich ganze vier Zuschauer ins Babylon Kino in Mitte verirrt und so praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit einen angenehm besinnlichen Festivalbeitrag erlebt.

Shannon befindet sich auf dem Weg der Läuterung. Zuvor hatte er eine für seine Heimat Brooklyn klassische Karriere hingelegt: Das Dealen hat ihn in den Knast gebracht. Doch nun ist er raus und versucht, sein Leben zu ordnen. Er hält sich weitestgehend von seinen alten Freunden fern und sucht sich einen Job bei einer Versicherung. Doch das Schicksal gönnt ihm seine Rehabilitierung nicht. Als er sich mit körperlichen Beschwerden untersuchen lässt, stellt sich heraus, dass er Krebs hat – in einer sehr seltenen und aggressiven Form.

Was folgt sind keine endlosen Diskussionen, kein Anprangern des Schicksals.  Shannon akzeptiert die Diagnose äußerlich stoisch. Nur indem die Kamera eng am Protagonisten bleibt, wird deutlich, wie es in Shannon arbeitet. Mal schimmert Wut durch seine leeren Augen, mal Trauer und mal Resignation. Eine solche Herangehensweise steht und fällt mit der schauspielerischen Leistung des Hauptdarstellers. Und genau darin liegt die Stärke von „Welcome to Pine Hill„. Der Laiendarsteller Shannon Harper spielt zurückhaltend und sympathisch. Dass er weitgehend sich selbst spielen muss, kommt ihm dabei offensichtlich entgegen.

Sicherlich sind dem Film sein geringes Budget und die Laiendarsteller das ein oder andere Mal unangenehm anzusehen. Auch in die Story haben sich unnötige Längen eingeschlichen. Doch spätestens als der Großstädter Shannon ins Grüne reist und zwischen den Dorfbewohnern so herrlich verloren an seinem Bier nuckelt, ist der Zuschauer wieder versöhnt. Und wir verstehen: Auf dem Land ist er nicht weniger fehl am Platz als zuletzt in Brooklyn.

Peter Correll

Welcome to Pine Hill Regie/Drehbuch: Keith Miller, Darsteller: Shannon Harper, Mary Meyers, Jaiden Kaine, Mark Read, Graham Powell, Lily Jayne, Mark Anthony Hackett , Kinostart 22. August 2013