Altes Publikum – dem deutschen Kino kommt die Jugend abhanden


Dem Ergebnis der jüngsten Studie der Filmförderungsanstalt (FFA) zufolge wird das Kinopublikum in Deutschland immer älter. Im letzten Jahr war nur noch die Hälfte aller Kinobesucher zwischen 10 und 39 Jahre alt. Damit ist der Anteil dieser Altergruppe am Kinopublikum seit dem Jahr 2000 deutlich zurückgegangen: Vor zehn Jahren gehörten noch zwei von drei Kinobesuchern (62%) dieser Altersstufe an. Auffällig ist der Rückgang in der Gruppe der 20 bis 29jährigen Kinobesucher, deren Anteil im Vergleich zu 2000 um 37 Prozent geschrumpft ist. Die Altersgruppen ab 40 Jahren hingegen werden immer kinoaffiner: Im Vergleich zu 2000 stellten die über 40 Jährigen jeden dritten Kinobesucher (34%) – vor zehn Jahren zählte nur jeder Fünfte zu dieser Besuchergruppe.
Die neu aufgelegte Untersuchung „Der Kinobesucher 2009“ zeigt darüber hinaus, dass im Jahr 2009 knapp jede dritte Eintrittskarte (30%) der insgesamt 146,3 Mio. verkauften Tickets für einen TOP-10-Film gelöst wurde – wobei mit 44 Millionen Besuchern die Zahl der Filme mit 1 bis 6 Mio. Besuchern deutlich über dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre lag. Nur 2001 und 1997 haben mehr Filme mit über einer Mio. verkaufter Eintrittskarten an der Kinokasse punkten können.

Deutsche Filme haben gutes Image

Interessant in diesem Zusammenhang ist eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Studie der FFA, die dem deutschen Film eine wachsende Popularität beim Publikum bescheingt. Die Untersuchung „Imagestudie deutscher Film“ umfasst ausschließlich Kinofilme, unabhängig davon, ob sie im Kino oder auf DVD ausgewertet wurden. Befragt wurden 4.056 Deutsche über 14 Jahre im Zeitraum zwischen November und Dezember 2009. Danach sind deutsche – aber auch US-amerikanische – Filme in der Beliebtheitsskala in den letzten zwei Jahren weiter nach oben geklettert: Über die Hälfte (51% – 2% mehr als 2007) sieht gerne Filme aus Deutschland, mehr als jeder Fünfte (23%) outet sich sogar als echter Fan deutscher Produktionen. Insgesamt nur etwas höher in der Gunst der Befragten liegen nur noch Produktionen aus US-Studios mit 54 Prozent (49%).

Der Blick auf den Altersvergleich zeigt, dass amerikanische Produktionen besonders beim jungen Publikum Anklang finden: Rund drei Viertel der Befragten zwischen 14 und 39 Jahren bevorzugen amerikanische Filme, deren Beliebtheit mit zunehmendem Alter dann jedoch stark abnimmt. Deutsche Filme hingegen sprechen – mit niedrigeren Quoten zwischen 47 und 56 Prozent – fast durchgängig alle Altersgruppen an, wobei der höchste Wert bei den älteren Zielgruppen (60+) zu finden ist.

An inhaltlichen und stilbildenden Kriterien werden deutschen Filmen im Vergleich zum amerikanischen Film Realitätsnähe, inhaltliche Qualität und gute Dialoge attestiert, während US-Filme als spektakulärer und actionreicher empfunden werden. Die TOP 10 der „typischen“ deutschen Filme besteht aus einer Mischung aus aktuellen und älteren Filmen, darunter sechs Komödien. Der „typischste“ deutsch Film ist Til Schweigers Film „Keinohrhasen„, gefolgt von Wolfgang PetersensDas Boot“ und Michael „Bully“ HerbigsDer Schuh des Manitu„. Inwieweit sich der deutsche Arthouse-Film entwickelt hat, zeigt die Studie nicht. Auffällig dagegen ist, dass die erwähnten „typischen“ deutschen Filme sich durchaus mit den Qualitäten US-amerikanischer Produktionen vergleichen lassen, also weniger im anspruchsvollen, denn im Unterhaltungsbereich angesiedelt sind.

Martin Daßinnies

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Quelle: FFA

Bild: K. Hatasa

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