Lateinamerikanisches Kurzfilmfestival im Babylon Mitte


Film: "Corto" von Dairo Cervantes

Die Hauptstadt hat ein neues Kurzfilmfestival. Vom 27. bis 29. August zeigt das Lateinamerikanische Kurzfilmfestival, kurz „Lakino„, im Kino Babylon Mitte in seiner ersten Ausgabe Arbeiten aus und über Lateinamerika. Kurzfilme aus Südamerika? Den wenigsten Kinogängern wird auf Anhieb ein Regisseur aus Venezuela oder Bolivien einfallen. Die meisten Länder des Kontinents verbindet man ohnehin nur marginal mit dem Begriff Kino. In Ländern wie Mexiko, Brasilien oder Argentinien ist das zwar anders, Kino ist hier wie in Europa, Amerika und Asien zu gleichen Teilen kommerzielle Unterhaltungskultur wie künstlerische Vokabel. Doch erst in den letzten Jahren gelang es jungen Regisseuren wie Alejandro González Iñárritu („Amores Perros„, „Babel„), Fernando Meirelles („City of God„, „Der ewige Gärtner„), José Padilha („Tropa de Elite„) und Bruno Barreto („Vier Tage im September„) auch international kommerzielle Erfolge zu feiern.

Über die Kurzfilmszene von Ländern wie Peru oder Kolumbien weiß man dagegen nur wenig. Ein Grund dafür liegt in der schwierigen finanziellen Situation der Filmemacher. In vielen Ländern gibt es nicht viel Geld für Kurzfilme, viele Filmemacher suchen deshalb nach alternativen Wegen. In Peru, Kolumbien, Bolivien und Venezuela gibt es kaum Unterstützung seitens der Regierung. Dort gibt es keine Finanzierungsmodelle wie in Brasilien. Trotzdem machen viele Leute Filme.„, erklärte uns Festivalorganisator Martin Capatinta vor Festivalbeginn im Interview. Ein Kurzfilm, der bereits 1990 für großes internationales Aufsehen sorgte, ist Jorge Furtados grandioser Kurzfilm „Isle of Flowers„, über das Leben einer Tomate. Er gewann auf der Berlinale 1990 als bester Kurzfilm den Silbernen Bären. Dennoch schaffen nur wenige gelungene Kurzfilmproduktionen den Sprung nach Europa. Einem größeren Publikum bleiben sie meist ganz und gar verborgen.

Diese Perlen gilt es zu sammeln, wird sich Martin Capatinta gedacht haben. Auf dem von ihm organisierten und initiierten Kurzfilmfestival, er selbst ist gebürtiger Peruaner, werden insgesamt 51 Beiträge von Regisseuren aus mehr als 19 Ländern zu sehen sein. Ihre Themen erstrecken sich von den Wurzeln der lateinamerikanischen Kultur über die gegenwartige Lebensrealitat bis hin zu Visionen für die Zukunft. Die Auswahl soll die unterschiedliche Sichtweisen der Regisseure auf den Alltag jenseits des Atlantiks zeigen. Entsprechend vielfältig sind die Formen, die Produktionen umfassen sowohl die Bereiche Fiktion und Animation als auch den Experimentalfilm und Dokumentationen. Alle Filme wurden in den letzten zwei Jahren produziert.

Neben den Kurzfilmen des offiziellen Wettbewerbs, es gibt sowohl einen Jury-, als auch einen Publikumspreis, werden in einem speziellen Programm Arbeiten von lateinamerikanischen Regisseurinnen und international prämierte Filme der letzten Jahre gezeigt. Begleitend zum Festival findet im Kino Babylon Mitte eine Ausstellung der peruanischen Fotografin Rustha Luna Pozzi-Escot statt. In ihrer Bildserie „Mujeres Armadas“ (Bewaffnete Frauen) setzt sich die Künstlerin mit der Stereotypisierung von Menschen und deren geographischer Zuteilung auseinander.

Martin Daßinnies

Das Programm zum Download

Lateinamerikanisches Kurzfilmfestival 27. bis 29 August, Babylon Mitte, www.lakino-bln.com

Einzelne Veranstaltungen kann man auch via Internet im Stream sehen: www.lakino-bln.com/lakinotv.html