Filmemacher Andrei Ujica im Renaissance Theater


Andrei Ujica

Andrei Ujica

Unter dem Titel „Der Film der Geschichte“ findet am Sonntag, den 6. Februar 2011, im Rahmen der Veranstaltungsreihe Berliner Lektionen im Renaissance-Theater ein Gespräch des Autoren und Filmemachers Andrei Ujica, dessen jüngster Film „Die Autobiografie des Nicolae Ceausescu“ im vergangenen Jahr in Cannes erfolgreich Premiere feierte, mit dem Sprach- und Kulturwissenschaftler  Friedrich Kittler statt. „Wichtige persönliche Erlebnisse organisiert unsere Erinnerung in Bildern, wir verdichten sie unwillkürlich zu einer Art ´Schnappschuss´ oder einer bewegten Szene. Solche Erinnerungsbilder haben eine starke Wirkung und manchmal halten wir daran fest, auch wenn sie das Geschehen verzerren und kein getreues Abbild unserer Geschichte bieten.“ (Andrei Ujica)

Der 1951 in Rumänien geborene Filmemacher spielt mit der Macht der Bilder – und den Bildern der Macht. Als gebürtiger Rumäne vom Fall des Eisernen Vorhangs persönlich betroffen, kombinierte er in seiner fiktiven „Autobiografie des Nicolae Ceausescu“ Ausschnitte aus Propagandafilmen über den rumänischen Staatspräsidenten auf neue Weise. Seine Filme (u.a „Videogramme einer Revolution„, „Out of the Present„) sind montierte Wirklichkeitsbilder, die gleichsam die Sichtbarkeit von Geschichte neu mischen. Ujica reflektiert in ihnen das Verhältnis von politischer Macht und Medien in Europa am Ende des Kalten Krieges und zeigt mit seiner Arbeit, dass es möglich ist, ausschließlich bereits existierendes Material zu nutzen, um Filme zu schaffen, die die jüngere Vergangenheit in einer epischen Form ähnlich der des historisierenden Spielfilms behandeln. „Der Film ist der syntaktische Versuch, bei dem die Montage eine doppelte Rolle spielt: Einmal die Inszenierung, die die als solche in den Archivmustern nicht existierenden Szenen erschafft, und dann den klassischen Schnitt, der die Szenen miteinander verbindet„, erklärt Andrei Ujica seinen Ansatz.

Andrei Ujica und Friedrich Kittler „Der Film der Geschichte“

Sonntag, 6. Februar, 11.30 Uhr, Renaissance Theater, Karten 10 Euro (ermäßigt  7,50 Euro an der Tageskasse)

Ein sehr lesenswertes Interview zum Thema hat Rüdiger Suchsland im letzten Jahr mit Andrei Ujica für die Frankfurter Allgemeine geführt.