Filmreihe: „Die Kunst der Lichtgestaltung“ im Arsenal


Filmszene: "Der Dritte Mann"

Filmszene: "Der Dritte Mann"

Das Scharnier zwischen den Visionen eines Filmschaffenden und den Bedürfnissen eines Zuschauers nennt man Film. Ein Film ist ein konstruierter Lichtfluss, der gegen eine Wand geworfen, Fantasien materialisiert und die eigenen Bedürfnisse in einen Konsensstrom führt. Er ist bis zu einem gewissen Grade konservativ, doch skeptisch gegen alles Veraltende, bis zu einem gewissen Grade fortschrittlich, doch viel zu sehr Erbe, um zu radikalen Versuchen zwecks allgemeiner Weltverbesserung zu neigen. Während die Strömungsstärke dieses Flusses durch den Schnitt bestimmt wird, ist das eigentliche Material das Licht selbst. Es gibt keine Dreharbeiten ohne Scheinwerfer, soft light, Führungs- oder Fülllicht. Erst die richtige Lichtgebung löst Emotionen aus. Die Mechanismen dieser in Gang gesetzten Empfindungen werden vom 1. bis 28. Juni im Kino Arsenal unter dem Titel „Die Kunst der Lichtgestaltung“ in elf Filmen und der Buchpräsentation von Richard Blanks „Film und Licht“ (16. Juni) genauer unter die Lupe genommen.

Richard Blank geht es in erster Linie um die Verantwortung, mit der ein Bild konstruiert wird und das diese Verantwortung mit dem Auftauchen der digitalen Medien allmählich verschwindet. Denn selbst bekannte Regisseure zeigen sich in der Kunst der Beleuchtung oft dem Standard zugetan. Natürlich hat das in erster Linie mit den Produktionsfirmen zu tun. Der heutige Regisseur ist in erster Linie ein Dienstleistender und erst danach Künstler. Soll heißen: Er muss in kürzestmöglicher Zeit einen Film fertig stellen, der wenigstens die Produktionskosten deckt, nach Möglichkeiten aber Gewinn einspielt. Natürlich hat das Auswirkungen auf das Medium Film. So gleichen sich nicht nur Filmlängen und –schnittfolgen einander immer weiter an, sondern auch die Beleuchtung ist in einem solchen Umfang alltäglich und gehaltlos. Der Zuschauer kann sich so keine andere Art und Weise mehr vorstellen, als diese so benutzten Stilmittel. Die große Stärke dieser Publikation liegt darin, Begrifflichkeiten wie „natürlich“ oder „realistisch“ im Zusammenhang mit der Gestaltung eines Filmes als phrasenhaft zu erkennen und mit ausreichend Gegenbeispielen Stellung zu beziehen.

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