Shorts Attack: „Helden der Arbeit“


Shorts Attack

Shorts Attack

Der Erfindungsreichtum und die Widerstandskraft ein Leben ohne eigentliche Erwerbstätigkeit zu fristen, muss enorm sein, denn genau genommen verzichtet man auf Endlichkeit und Struktur. Ihr gegenüber steht das Planvermögen und die Durchsetzungskraft, um ein Leben in Erwerbstätigkeit zu meistern. Beide stellen das Soziale. Der Repräsentant des Sozialen im Alltag ist der Held. Er übt die Gewalt außerhalb dieses Raumes aus und übersetzt sie gleichzeitig in eine Sprache. Die Manifestation dieser Sprache ist wiederum die Erzählung. Ihre charakteristische Doppelstruktur ist Triumph und Tragik.

Die Shorts Attack -Reihe präsentiert an drei Tagen an drei unterschiedlichen Orten „Helden“ der und ohne Arbeit – mit zu viel oder gar keiner Zeit. Da wären der mit dem „Max Öphüls – Preis“ ausgezeichnete Kurzfilm „37 ohne Zwiebeln„, in der ein Sales-Manager mit unfreiwilligen Zeitsprüngen zu kämpfen hat. Stellen sie sich vor, sie würden von der Kantine in den Konferenzraum, vom Konferenzraum in das Sekretariat regelrecht gebeamt werden, ohne dass sie nur die leiseste Ahnung hätten, wie sie dort gelandet sind. Der beschleunigte Arbeitsablauf, die übervollen Terminplaner haben auf den Einzelnen fast die Auswirkung einer Erdkrümmung, die uns zwar stets rekurriert, bei der wir aber gleichzeitig das Gefühl haben, in nicht rekonstruierbare Nicht-Orte zu entweichen. Abgebremst wird dieses Entweichen nur durch das Auftreten technischer Prothesen. Seien es Rolltreppen, Fahrstühle oder Gepäckbänder. Da Prothesen als Makel empfunden werden, verwundert es nicht, wenn zwei Menschen an solchen Orten im Fall eines Aufpralls die eigene Virilität demonstrieren müssen. So geschehen im Kurzfilm „Business as Usual„, wo zwei Krawattenträger einander beharken und kampeln. Da die Realitätstüchtigkeit der Herren einiges zu wünschen übrig lässt, verwundert es nicht, dass die anderen Passanten diesem Treiben keine Aufmerksamkeit schenken.

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