Festivalbericht KinoKabaret 2011

Grüppchenbildung


Filmteam bei der Arbeit, Foto: Sascha Reich

Filmteam bei der Arbeit, Foto: Sascha Reich

Bleibt die Frage nach der Geschichte, das wohl größte Manko in der Produktionsvorbereitung. Es schien kaum jemanden zu stören, wenn Storylines fehlten und Inhaltsangaben aus leidlich-nebulösen Umschreibungen wie „Pseudogroteske mit einem Happy End“ oder „Ich habe heute Nacht einen Traum gehabt und bin nicht sicher, ob ich ihn umsetzen kann“ bestanden. Durch Selbstsanktionierung wird schon an diesem Punkt die Bereitschaft Produktionsleiter und Regisseur in einem zu sein unterdrückt. Drei Tage später fand ein weiteres Produktionsmeeting statt. Das Geschehen am Frühstückstisch wirkte nun eingespielter. Die Grüppchenbildung war weitesgehend abgeschlossen, Filmstudenten aus Mainz verbrüderten sich mit Nerds aus Hamburg. Nachwuchsschauspielerinnen aus Heidelberg plauderten mit Teilnehmern aus der Schweiz, dem Iran und Brasilien. Der Schnitt der meisten Filme war getan, vereinzelt gab es noch Probleme mit dem Ton.

Am vergangenen Samstag dann fand gegen 23 Uhr nun endlich das Abschlussscreening statt. Wieder war es übervoll, warm und die jungen Filmemacher sichtbar gerührt. Die Sichtbarkeit des gesamten Schaffens der vergangenen Tage zeigte dennoch die Unvereinbarkeit von schnellem Erzeugnis und angenommener Filmkunst. Wie auch. Und es wäre an diesem Punkt sicher auch zuviel verlangt. Das „KinoKabaret“ ist ein Ort der komprimierten und kompromislosen Auseinandersetzung mit dem Mangel. Mangel an Zeit, Geld und vielfältigem Equipment. Was die Teilnehmer hier lernen, ist kreatives Engagement, vielleicht sogar Leidenschaft am eben nicht perfekten Film. Es ist vielmehr ein – durchaus spannend anzusehendes – Ausprobieren am Erzeugnis Film, als eine Stimmfindung innerhalb der Kunst. Als Zuschauer bleibt man deshalb indifferent, denn obwohl alle Teilnehmer eine sichtbar gute Zeit hatten, viele Kontakte geknüpft wurden, blieb die Qualität der Filmstoffe oftmals auf der Strecke. Qualität ist eben mehr als nur ein sauberer Schnitt, eine angemessene Beleuchtung und ein(e) attraktive(r) Protagonist(in). Filmische Qualität fußt auf dem Fundament eines gutgeschriebenen Drehbuches. Und dafür braucht es eben Zeit.

Joris J.

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