Pool 2011 im Eden


Filmszene: "Burning Palace"

Filmszene: "Burning Palace"

Position und Varietät

Eine Bühne, Marmorsäulen, der rote Vorhang schließt sich. „You only have a split second of a pose to multiply your transgression.“ Wie eine provokante Handlungsanleitung klingt dieser erste Satz, der die Eröffnungssequenz einleitet: das Spiel von fünf Figuren, verstrickt in erotischem Innuendo, mehr Schein als Sein: Die pornographischen Posen sind lediglich in ihrem Schattenwurf sexuell interpretierbar. Tatsächlich im gleißenden Licht: fünf ProtagonistInnen, die sich aufwärmen für eine Nacht im Hotel „Burning Palace“. In ausgetüftelten tableaux vivants erwachen schwitzige Leiber aus einer unruhigen, traumerfüllten Hotelnacht, räkeln ihre Männer- und Frauenkörper aus grotesken Posen hinein in eine Szenerie der Grenzüberschreitung: zwischen Objekten und Körpern, zwischen Tönen und Melodien.“ Die Beschreibung der Filmwissenschaftlerin Andrea B. Braidt vermittelt eindrücklich, in was für ein elegischen Spiel aus Deutung und Wahrnehmung die Regisseure Mara Mattuschka und Chris Haring den Zuschauer verwickelen, welch gleißende Täuschung die Bilder dem Betrachter auferlegen. Ihr äußerst erfolgreicher Kurzfilm „Burning Palace“ feierte 2009 seine Premiere bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, er lief auf der letztjährigen transmediale und ist jetzt Teil des Kurzfilmprogramms der mittlerweile 5. Ausgabe des Tanzfilmfestivals Pool, das vom 15. bis 17. September im Eden stattfindet.

Das Festival verortet in diesem Jahr unterschiedlicheste Positionen und Varietäten von Tanz. Während ihres Aufenthaltes in Südafrika arbeitete das Künstlerduo cri du coeur mit Kindern und Jugendlichen aus dem SKY, einem Hilfszentrum in Soweto indem einige der ärmsten Kinder Südafrikas leben, und entwickelten Tanzszenen an verschiedenen Plätzen u.a. im Johannesburger Stadtzentrum. „Not Heaven But Sky“ gibt die persönlichen Eindrücke der Künstler in einer Stadt voller harter Kontraste wieder und zeigt die Unterdrückung, die sich nach Aufhebung der Apartheid in wirtschaftlichen Abhängigkeiten fortsetzt.

Filmszene: "Backstage: Symphony of Sorrowful Songs"

Filmszene: "Backstage: Symphony of Sorrowful Songs"

Inbar Benishays Film „Ink Bird“ lotet dagegen die Grenzen aus, die zwischen unschuldigem Spiel und Gewalt, zwischen Freude machen und Schmerz zufügen, zwischen unberechenbarem Verhalten und geplantem liegen. Die Handlung entspinnt sich entlang der dünnen Linie zwischen Realität und Einbildung. „Backstage: Symphony of Sorrowful Songs“ zeigt Vladimir Malakhov, Nadja Saidakova, Solisten und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin, wie sie sich auf den Beginn von „Symphony of Sorrowful Songs“ in der Choreografie von Ronald Savkovic vorbereiten. Was passiert in den letzten Minuten hinter der Bühne? Die Inszenierung von Tomaz Pandur, mit der Musik von Henryk Gorecki war 2010 die letzte Premiere vor der langjährigen Renovierung der Deutschen Staatsoper Unter den Linden.

Wer sich für Videos, Sensoren oder interaktive Systeme im  performativem Raum interessiert, sollte unbedingt bei den Workshops von Astrid Endruweit, Marc Coniglio und Daniel Schorno vorbei schauen. In Astrid Endruweits Workshop „Selbstporträt mit Fliege“ vermittelt die Schauspielerin am Beispiel ihrer eigenen Arbeiten künstlerische Stilmittel und technische Möglichkeiten aus choreografierten Tanz- und Bewegungsszenen, technischen Low-Cost-Effekten und Found-Footage ein Selbstportrait zu entwickeln.

Pool 15. bis 17 September, Eden (Breite Strasse 43, 13187 Berlin), www.pool-festival.de