Provinziale 2011: Die Lebenswelt betreffend


Szene aus dem Eröffnungsfilm "Lost Town".

Szene aus dem Eröffnungsfilm "Lost Town".

Die Lebenswelt betreffend

Der Trend ist eindeutig und weltweit zu beobachten: Immer mehr Menschen wohnen, wenigstens proportional betrachtet, in (Groß-)Städten. Folgerichtig also auch immer weniger auf dem Land, in der Provinz. Hierzulande erwachsen gerade in den neuen Bundesländern aus dieser Landflucht große Probleme. Insbesondere die Vergreisung sei genannt. Auch in Eberswalde sinkt die Einwohnerzahl. Wohnten nach der Wende noch über 50.000 Bewohner in der Kreisstadt, bleiben davon momentan nur 40.000 zurück.

Die – und immer mehr Berliner – erwartet zwischen dem 1. und dem 8. Oktober die achte Ausgabe der „Provinziale“, wie sich das Filmfest Eberswalde selbstbewusst nennt. Das Motto lautet dort in diesem Jahr: „Filme für die Provinz – Filme über die Provinz“. Aus knapp 900 Einreichungen durften die Macher wählen und nominierten schließlich acht Dokumentationen, 30 Kurzspielfilme und 14 Animationen für die Wettbewerbe.

Tagtäglich entstehen neue Visionen und Konstrukte, die sich um urbanen Raum – als vermeintlichen Nabel der Welt  – drehen. Dabei hält die Provinz doch so viele Entdeckungen parat. Schon bei der Berlinale im Februar überzeugte Nicolas Steiner, der übrigens beim letzten Filmfest Eberswalde mit der Satire „Ich bin’s Helmut“ den Preis der Jury gewann, in der Perspektive Deutsches Kino mit seinem „Kampf der Königinnen“ (Fr, 7.10., 20 Uhr). Er nimmt sich eine außerhalb der Schweiz weitestgehend unbekannten Tradition vor: Den Kuhkampf. (Nicht zu verwechseln mit dem blutigen, spanischen Stierkampf.) Ein Kult, der nur mit individueller Viehhaltung überleben kann. Der Dokumentarfilm tritt als einer von achten im Hauptwettbewerb der Provinziale an, wo er auf bemerkenswerte Konkurrenz trifft. Genannt sei der Eröffnungsfilm Lost Town“ (Sa, 1.10. 19 Uhr) von Jörg Adolph, der sich zwei Jung-Architekten widmet, die den Tourismus an die verlassene Ostküste Englands locken sollen. Ganz ähnlich übrigens wie in „Henners Traum – Das größte Tourismusprojekt Europas“ (Mi, 5.10., 20 Uhr), das allerdings in Nordhessen angesiedelt ist, wo ein riesiges Ferienressort entstehen soll, das europaweit seinesgleichen sucht. Dort sitzt die Politik schon mit im Boot. Einzig die Finanzierung ist noch unklar…

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