Rückblick auf die Asian Hot Shots 2011


Filmszene: "Insects In The Backyard"

Filmszene: "Insects In The Backyard"

Mindestens genauso kontrovers, und im Entstehungsland verboten, ist Tanwarin Sukkhapisit Langfilm „Insects In The Backyard“ (Thailand, 2010). Die Low-Budget-Produktion feierte beim Asian Hot Shots-Festival Deutschlandpremiere und erzählt die Geschichte eines Vaters, der sich nach der Scheidung von seiner Frau zur eigenen Transsexualität bekennt.  Seine Kinder verweigern sich der neuen Situation, beginnen sich zu prostituieren und können das Anliegen des Vaters, der von nun an Big Sister Tannia genannt werden will, nicht nachvollziehen. Das Seherlebnis changiert dabei zwischen Witz und Gefühlen der Rührung. Witz, da die auftretenden Probleme tatsächlich einige Komik in sich bergen. Rührung, weil die Ablehnung der Kinder in solch starke Bilder transkribiert wird, dass es einen nicht unbeteiligt lassen kann. Wenn Big Sister Tannia beispielsweise ein opulentes English Breakfast bereitet, welches nicht angerührt wird, möchte man gerne eingreifen und mit Freudentränen Tannias Bacon verschlingen, nur um sie aufzumuntern. So greifen die meisten Filme des Festivals Themen auf, die bekannt sind, tief liegen und oft schmerzlich sind. Die Besonderheit aller Beiträge, ist jedoch der unkonventionelle, unverblümte und manchmal sogar krasse Blickwinkel.

Ob ein malayisches Mädchen, dass ein Kind gebären und an ihre Tante verkaufen soll, um nach Japan auswandern zu können („The Tiger Factory„, Malaysia/Japan, 2010, Woo Ming Jin), japanische Softpornos, in welchen sich verwöhnte Töchterchen in Haushaltsroboter verlieben und mit ihnen schlafen („Erotibot„, Japan 2011, Naoyuki Tomomatsu) oder die beiden Dokumentarfilme „Fortune Teller“ (China, 2010, Xu Tong) und „August“ (Deutschland/Japan, 2011, Mieko Azuma), die eindrucksvoll Menschen und ihren Umgang mit der Vergangenheit illustrieren.  Es ist genau diese Mischung aus hartem Realismus, der streckenweise auf absurde Storys, Charaktere und  Bilder prallt – und so eine spezielle Faszination erzeugt.  Jene Faszination ist keine, die einen leicht aus dem Moviemento traben lässt. Sie macht auch nicht todtraurig. Aber sie hinterlässt Irritationen. Und vermutlich ist dies die treffendste Beschreibung der Asian Hot Shots – sie irritieren.

Carolin Weidner

Fotogalerie: Asian Hot Shots

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