1. International Comedy Film Festival
Bärte, Kanufahrten und Harakiri
Bei Freud ist der Anfang jeden Humors eine erwartete negative Affektäußerung des Gegenübers – die enttäuscht wird. Die trotzige Überlegenheit des Humoristen gegenüber seinem eigenen Schicksal, sein Ich-verweigere-mich-zum-Leiden-nötigen-zu-lassen, ist seit den mittelalterlichen Hofnarren, die ihre Herrscher an die Vergänglichkeit des Menschen erinnerten, eine Grundvorrausetzung für das clowneske Tagesgeschäft. Da gibt es die Entertainer, die mit ihrer gummiartigen Gestik den Zuschauer an sich binden, weil diese mit einem Konzept wie Liebe nichts verbindet – es gab keine Eltern , die sie wertschätzten oder von denen sie gewertschätzt wurden. Da gibt es die Sitcom, die nach François Ozon: „Experimentierfeld sein [könnte] und heute die gleiche Rolle spielen [müsste] wie früher die sogenannten B-Filme.“ Da wäre der Animationsfilm, diese Universalbildmaschine die bis vor zehn Jahren entweder traditionelle Fabrikationen handgemachter Zeichentrickfilme mit einer Mischung aus Komik,Sentimentalität und Ideologie , kurz Disney, oder computergenerierte Streifen, denen es gelungen war, digitalen Gestalten Seele zu geben, kurz Pixar, hervorbrachte.
Gelogen war natürlich alles. Mal mehr, mal weniger geschmackssicher. Vom 7. bis 14.Dezember kann im Filmtheater am Friedrichshain beim 1. Comedy Film Festival nicht nur der eigene Humor auf seine Geschmackssicherheit geprüft werden. Eröffnet wird das Ganze durch Hitoshi Matsumotos neuesten Streifen „Saya Zamurai„, in dem ein schwertloser Samurai den depressiven Sproß eines Monarchen innerhalb von einem Monat zum Lachen bringen muss. Bei Misslingen des Ganzen bliebe dann noch der rituelle Selbstmord. In dem Sinne ist es die Geschichte eines verhinderten Helden, der, wie alle Helden, alle Hände voll zu tun hat, sich und sein Selbst bei ständigen Umwandlungen zwischen Normal- und Heldenzustand halbwegs zusammenzuhalten. Dabei besteht sein Wunsch nur darin, die Farce, die er gezwungen ist zu durchleben, als Erfahrung zu ordnen und weiter zu verarbeiten. Dagegen dürfte Michael Tullys „Septien“ aufgrund seines grotesken Charakters ein Stück weit polarisieren: „Ich dachte, es sei eine spaßige Herausforderung, einen unkonventionellen Independent-Film zu machen, der zwar das Leid eines schonungslosen Dramas in sich trägt, durch den sich aber auch unerwartet Humor zieht„, erklärt der Filmemacher seinen Ansatz.