1. International Comedy Film Festival

Bärte, Kanufahrten und Harakiri


Ein zurückgezogen lebender Profisportler kehrt nach Hause zurück, um sich mit seinen Brüdern, die beachtliche Sozialelefanten sind, zu versöhnen.  Klingt nach Kitsch, offenbart sich aber als Low-Budget-Huldigung auf zügellose Gesichtsbeharrung und sanitäre Einrichtungen. Eine Komödie von Format sollte stets – und wenn auch nur hintergründig – Vanitas-Motive bedienen.  Nicht, weil jede Darstellung zum Scheitern verurteilt ist, da sie leblos bleiben muss und daher nur das Scheitern thematisieren sollte, sondern in einer narzisstischen Welt ist der Fall im Rahmen einer Handlung Reflexionserleichterung. Todd Rohals „The Catechism Cataclysm“ bereitet einen perfiden Was-wäre-wenn-Plot auf, der neben dem allzumenschlichen Sülz – Was bringt dich dazu, voranzukommen? – seinen Protagonisten ausgiebig quält und den Zuschauer mit der Fragestellung alleine lässt: Was passiert, wenn sich das Leben plötzlich von einer Komödie in eine Horrorshow verwandelt? Jedenfalls müssen hier ein junger Priester und ein Möchtegern-Rockstar eine gemeinsame Kanufahrt antreten, bei der nicht nur das unterschiedliche Tagesgeschäft eines Musikers im Kirchenchor und in einer Metalband ausgiebig und pointensatt beleuchtet wird, sondern man bekommt es auch mit japanischen Touristen, explodierenden Bierdosen als auch Schädeln zu tun.

Was als bierselige Farce über verkümmerte Männlichkeit beginnt, endet schließlich in einer Tour de Force. Da das Wort Humor im Altgriechischen eigentlich mal Saft oder Feuchtigkeit bedeutete, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Genre der Komödie und das Genre des Body-Horrors einmal begegnen würden. Die Komödie als Solche ist eine Präzisionsunternehmung. Die Anstrengungen des Filmemachers müssen auf die Errichtung einer eigenständigen, völlig autarken Erzählwelt hindrängen. Gelingt das nicht, überstehen die Streifen die Halbwertzeit ihrer Produktionsdauer meistens nicht. Das  Lachen im Allgemeinen und als Zuschauerreaktion im Besonderen steigert die Schmerztoleranz und das „Comedy Film Festival“ wird sein bestes geben, Duldsamkeit zu verbreiten.

Joris J.

1. Comedy Film Festival, 7. bis 14. Dezember, Filmtheater am Friedrichshain, www.comedyfilmfestival.de

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