Drei Empfehlungen für die 25. Transmediale
Voll wahrer Fundstücke
Der zweite Tipp war vermutlich schon vor zwanzig Jahren einer. Da hieß die Transmediale noch VideoFilmFest und lief als abgekoppeltes Programm zur Berlinale. Das war 1988. Werke, die normalerweise außerhalb des Festivals nie wieder zur Aufführung kommen würden – zum 25. Jubiläum hat sich die Transmediale zu einem naheliegenden, aber nicht minder erfreulichen Spezial entschieden: Nicht nur wird heute (!) Abend (Eröffnung um 18.30 Uhr) jenes erste Programm im Loop aufgeführt und darf somit als absoluter Wink gehandelt werden – in den kommenden fünf Tagen zeigt die Transmediale jeweils ein Element im regulären Screening, sodass eine dauerhafte Verknüpfung generiert werden kann. Der Kurzfilm „Flirting TV“ von Michaela Buescher aus dem Jahr 1987 thematisiert einerseits den Fernsehzuschauer, steht aber darüber hinaus auch für den Anspruch der Videokunst, die Massenmedien zu durchdringen. Bemerkenswerterweise handelt es sich um eine Koproduktion mit dem ZDF. Sollten es Interessierte jedoch weder zur Eröffnung, noch zu den „Satellite Stories“ schaffen – der historische Ausflug ist online teilweise einsehbar und ist ebenso kurios wie faszinierend.
Ganz im Gegensatz zum Werk von Till Nowak, welchem die dritte Empfehlung gebührt und dessen Werk nicht auf der Transmediale-Website und schon gar nicht auf Youtube eingesehen werden kann. Dessen Kurzfilm im Vorabscreening aber für Entzückung sorgte. Nur so viel: „The Experience of Fliehkraft“ (Deutschland, 2011) lässt Ingenieursträume mit digitalen Manipulationen ins Unendliche wachsen, Setting – der Jahrmarkt und seine halsbrecherischen Attraktionen. Zu sehen ist „The Experience of Fliehkraft“ im Programm „Vertical Distractions“ am Samstagabend. Generell lohnt (mindestens) ein Besuch auf dem diesjährigen Festival. Marcel Schwierin beweist Jahr um Jahr vorzügliches kuratorisches Geschick und filmische Kompetenz. Seine Programme sind voll wahrer Fundstücke, Kuriositäten, abwegigen Materials und kluger Kommentare.
Carolin Weidner
Transmediale, Haus der Kulturen der Welt, 31. Januar bis 4. Februar, www.transmediale.de