Interview mit Pornofilmer Jürgen Brüning

"Dann ficken sie"


Sex im Bällebad

Sex im Bällebad

Was unterscheidet den Arthouseporno von dieser ständigen Wiederholung?
Verändert hat sich der Porno mit ein paar unabhängige Filmemachern. Junge Leute, auch in anderen Ländern, die etwas selber machen wollten. Filmemachen kostet aber eben Geld. Das ist auch im Kunstbereich so und es macht das kontinuierliche Arbeiten schwer. In Deutschland darf man zudem Pornografie nicht im Internet bewerben. In Amerika hat sich die Szene deshalb besser entwickelt, weil die ganzen unabhängigen Leute ihre eigene Website eröffnen konnten, über die sie die Filme verkaufen. Courtney Trouble und Maria Beatty werden von ihrer Arbeit zwar nicht reich, aber sie leben gut davon.

Wo gibt es im Gegenzug Anknüpfungspunkte zum kommerziellen Bereich?
Die kommerzielle Szene sieht natürlich auch was passiert. In den USA hat beispielsweise „VIVID“ mit Kunststudenten gearbeitet. Dafür wurde extra das Label „VIVID Alt“ gegründet. Dort sind viele spezielle Filme entstanden, die aber auch gut vermarktet werden konnten, weil eine große Firma dahintersteckte. Als kleiner Einzelhersteller hat man es weitaus schwerer, denn man kommt gar nicht in die großen Vertriebswege hinein. Es ist nicht anders als beim normalen Film.

Sie haben auch eine Szene für den Film inszeniert. Was interessiert Sie am lesbischen Sex?
Wenn ich etwas drehe, versuche ich authentischen und lustvollen Sex abzubilden. Das ist aber nicht so einfach. Beim Porno läuft es ja meist so: Eine Szene dauert knapp zwanzig Minuten. Die Leute küssen sich, blasen sich ein bisschen, lecken sich am Arsch, dann ficken sie, dann werden die Stellungen ein paar Mal gewechselt und dann spritzen sie ab. Diese Sachen wollte ich bei „Fucking Different“ nicht machen. Es ging ausschließlich darum, dass ich machen wollte, was ich will. Ich hatte zuvor noch nie mit zwei Frauen gedreht. Und ich wollte einen echten, weiblichen Orgasmus sehen. Es sollte ein lustvolle, spaßige Szene sein. Kitschig, bunt und mit vielen Bällen, die überall rumliegen. Es fasziniert mich, wenn Frauen ejakulieren. Das können ja nicht alle. Grundsätzlich geht es aber darum, dass Leute Spaß am Sex haben. Wenn man mitbekommt, dass zwei, drei oder fünf Leute miteinander Sex haben, darüber sollte man sich freuen. Denn dann erschießen sie sich wenigstens nicht. (lacht) Es war wirklich eine tolle Erfahrung. Wir haben sehr viel gelacht, was eigentlich blöd ist, weil man den Ton mitnehmen muss.

Gab’s denn einen Orgasmus?
Film ist immer Illusion. Er hat nichts mit Realität zu tun. Die Zuschauer, die den Film schon beim Pornofilmfestival gesehen haben, waren begeistert. Spielt es dann eine Rolle? (lacht) Wie gesagt, es war eine wirklich schöne Erfahrung und ich habe etwas gelernt: Das wichtigste ist, dass man sich mit anderen Menschen austauscht. Da lernt man immer etwas. Egal ob nun Porno oder nicht.

Interview: Martin Daßinnies

„Fucking Different XXX“, Regie: Todd Verow, Maria Beatty, Bruce LaBruce, Courtney Trouble, Emilie Jouvet, Manuela Kay, Jürgen Brüning, Kristian Petersen, Kinostart: 9. Februar 2012

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