Wenn Nazis aus dem Weltall zu heimlichen Berlinale-Superstars werden


Iron Sky“ markiert zwar keine Erneuerung des Subsubsubgenres, das er darstellt (und frecher Weise immer wieder bis äußerst bissigen Kommentaren unterläuft), dennoch ist der schräge B-Film ein Modell für die Zukunft, das einiges in den bisherigen Wegen, wie Filme gemacht, finanziert und vermarktet werden, auf den Kopf stellt. Statt sich wie bisher in feige Pre- und Sequels zu flüchten und einen Bestseller nach dem anderen zu verfilmen (und oft genug auch zu verhunzen), gibt es genug Ideen und auch finanzielle Mittel da draußen bei den Fans, um selbst solch ein gewaltiges Projekt zu stemmen und anschließend erfolgreich auf verschiedensten Kanälen zu vermarkten.

Das Phänomen „Iron Sky“ ist vor allem durch das in der Filmbranche viel geschmähte Medium Internet entstanden; ohne die Kommunikation auf den digitalen Kanälen und in den sozialen Netzwerken wäre der Film wohl nie realisierbar gewesen. Und daraus kann und sollte man durchaus etwas lernen – und zwar auf allen Ebenen des Prozesses der Filmproduktion und -vermarktung und der PR.

Es liegt nahe, aufgrund der breiten Basis, auf der der relative Erfolg von „Iron Sky“ jetzt schon beruht, von einer „Demokratisierung der Filmproduktion und -vermarktung“ zu sprechen. Das stimmt aber nur teilweise: Denn es ist vor allem die Macht der Konsumenten, die Macht des Marktes, um die es hier geht. Statt wie bisher „top-down“ Produkte, in diesem Fall Filme, im stillen Kämmerlein auszubrüten und dann von ‚oben‘ (also von den Machern) nach ‚unten‘ (also zu den Fans) durchzureichen, scheint die bislang sträflich vernachlässigte Methode „bottom-up“ (also von unten nach oben) ein Modell für die Zukunft zu sein.

Das erfordert aber auch ein grundlegendes Umdenken innerhalb der Branche – und es ist ein Umdenken, das man derzeit in ähnlicher Weise in der Politik und in anderen gesellschaftlichen Bereichen beobachten kann. Transparenz, Offenheit, die Bereitschaft, auf angestammte Pfründe und Privilegien zu verzichten und Verantwortung abzugeben sowie die Fähigkeit zur permanenten Kommunikation mit der Basis sind unerlässlich, wenn man damit Erfolg haben will.

Es ist zwar mehr als unwahrscheinlich, dass sich dieser Weg der Finanzierung gegenüber den bisherigen Modellen durchsetzen wird. Doch die finanzielle  (und intellektuelle) Beteiligung der Fans wird auch in Zukunft weiter wachsen und sich zu einem Alternativmodell entwickeln, das auch in Zukunft für spektakuläre Filme sorgen kann.

Parallel zur Berlinale findet übrigens am 14. und 15. Februar in Berlin in der HomeBase Lounge (Köthener Straße 44, 10963 Berlin) auch das Digital Film Camp (www.digitalfilmcamp.de) statt, das sich mit genau diesen Phänomenen und Fragen rund um Crowdfunding und Crowdsourcing auseinandersetzt. Mit dem Erfolg von „Iron Sky“ sollten den Veranstaltern ein gesteigertes Interesse sicher sein – zumal man eine besonders gelungen Fallstudie direkt nebenan bei der Berlinale im Panorama besichtigen kann.

Joachim Kurz (im Rahmen des gemeinsamen Blogs von kino-zeit.de und berliner-filmfestivals.de zur 62. Berlinale)

Berlinale Termine: Mo 13.02., 17 Uhr,Cubix 9; Fr 17.02., 20 Uhr, International; So 19.02. 22.30 Uhr, Colosseum 1

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