Das war die Shortkicks-Gala des 9. Fußballfilmfestivals

AUS! AUS! AUS! - Das Spiel ist aus!


Einige Lacher brachte die Uraufführung „Die Trainerbank“ (Deutschland 2010) von Martin Emmerling mit sich. In der wird gezeigt, dass einige Warteminuten an einer Bushaltestelle nicht ungenutzt verstreichen müssen. Ein Fahrgast in spe mimt den Coach und schreitet vor der Bank gestikulierend auf und ab, bespricht sich mit dem Co-Trainer, wechselt einen Spieler aus und jubelt schlussendlich mit den Bankdrückern über ein Tor. Auch der deutsche Film von Sven und Nadine Schrader „Länderspiel“ (2011) glänzte durch seinen humoristisch gelungen Showdown. Ein Mann fährt mit einem Auto über’s Land und hört eine Live-Übertragung des WM-Viertelfinalspiels Deutschland gegen Argentinien. In völliger Euphorie dreht der Mann noch lauter, als es zum Elfmeterschießen kommt, hört gespannt den Kommentar zum entscheidenden Sieg-Elfer für Deutschland, flippt vor Freude aus, hupt und strahlt über beide Ohren. Er stoppt den Wagen in seiner Einfahrt und zieht eine Kassette aus dem Autoradio. So kann man sich auch motivieren.

Das Fußball und seine Begleiterscheinungen auch persönliche Schicksale zeichnet und zeichnen kann, verkörpern die beiden britischen Filme „Ritus“ und „Best“ des Wettbewerbs gerade durch ihre starken Charaktere.  Im einzigen Animationsfilm des Abends „Best“ von Steven Spencer (2011) wird der Aufstieg und Fall der Fußballerlegende George Best erzählt. Eine der schillerndsten Persönlichkeiten des britischen Fußballs und einer der ersten sportlichen Medienstars durchläuft den Fußballzirkus und wird durch die Presse und sich selbst demontiert. Georg Best wird mit diesem Film eine Hommage gewidmet, zugleich zeigt er den kontroversen Umgang der Medien mit sportlichen Idolen und kritisiert deren Berichterstattung. In „Ritus“ (Michael Pearce, 2011) versucht Mike (Martin Herdmann) die verloren gegangene Beziehung zu seinem Sohn Gary (Bradley Hall) wieder zu finden. Mike, ein Trinker und Draufgänger, sieht im Fußball die einzige noch bestehende Verbindung zu seinem Sohn. Der schwule Gary würde lieber in Ausstellungen mit seinem Dad gehen und nach einem gemeinsamen Nachmittag, der nicht im Stadion endet, erkennt Mike, dass er seinen Sohn mit Fußball nicht an sich binden kann. Ein emotional stark aufgeladener Film, der sehr anschaulich einen Generationskonflikt vorführt.

Dass es in Stadien ab und an nicht nur friedlich zur Sache geht, thematisierte lediglich ein Film des Abends. „Reisebegleiter“ (2012) von Steffen Kuttner verwirrte leider mehr durch seinen konfusen Schnitt und brachialen Sounds, als dass er das transportierte, was er vermutlich aussagen wollte. Die SG Dynamo Dresden stieg 2011 in die 2. Bundesliga auf. Als die in der Öffentlichkeit befürchtete Randale von Dresdner Fans zunächst ausbleibt, stürzen sich die Medien auf die Ausschreitungen rund um das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund. Eine Welle von Vorverurteilungen gegenüber dem gesamten Verein und der Ausschluss aus dem DFB-Pokal in der Saison 2012/2013 sind die Folgen. Bis auf einige kleine Aussetzer, ein sehr unterhaltsamer Kurzfilmabend, der ein gelungenes Fußball-Filmfestival 2012 in Berlin ausklingen ließ.

S. Bruelke

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