Interview mit Schauspieler Justus von Dohnányi

Aus Hamlet wird Omelett


Ruhm“ ist ein Ensemblefilm, mit einem Cast mit vielen großen Namen…
Ich lernte die Regisseurin Isabel Kleefeld als Regieassistentin bei „Das Experiment“ kennen. Das hat damals viel Spaß gemacht. Ihr Drehbuch war sehr gut, das Thema außergewöhnlich. Ich kannte den Roman, der mir schon sehr gefallen hatte. Die Arbeit selber war eher solistisch, da ich viele Szenen alleine zu spielen hatte. Das fand ich spannend an der Figur.

Betrachtet man die Presse über Sie, scheint es, als sei Ihre Rolle des Schlagersängers in „Männerherzen“ eine sehr prägende Rolle in ihrer Vita. Dabei finden sich darin auch Werke, wie etwa das schon angesprochene „Experiment„…

Diese Wahrnehmung ist immer der Aktualität und den Medien geschuldet. Die beiden „Männerherzen„-Filme sind von vielen Menschen gesehen worden. Das verdrängt zu einem gewissen Grad die anderen Figuren.

Die Vorlage für den Film lieferte Daniel Kehlmanns gleichnamiger Bestseller über die Folgen der Abhängigkeit von modernen Kommunikationsmitteln und der Getriebenheit des Individuums., Foto: Martin Menke

Die Vorlage für den Film lieferte Daniel Kehlmanns gleichnamiger Bestseller über die Folgen der Abhängigkeit von modernen Kommunikationsmitteln und der Getriebenheit des Individuums. Foto: Martin Menke

Wie lässt sich die deutsche Produktion „Ruhm“ mit großen internationalen Produktionen wie „James Bond“ vergleichen, in der Sie auch schon spielten?

Das lässt sich wenig vergleichen. Das sind sehr unterschiedliche Konzepte, die sich in der Herangehensweise total unterscheiden. Die großen Actionfilme müssen sehr klar strukturiert und durchgestylt sein. Alles ist aufeinander abgestimmt. Das macht sie etwas träge. Obwohl sie finanziell großzügig ausgestattet sind. Beim Arthouse-Film stehen eher Spielerei, Fantasie, Improvisation und die Kunst im Vordergrund.

Daniel Kehlmann, der Autor des Buches „Ruhm“, sorgte bei den Festspielen in Salzburg für einen Theaterskandal, als er die Dramatiker gegenüber den modernen Regisseuren in Schutz nahm. Ganz ähnlich, wie ihr Onkel Klaus von Dohnányi einst im Hamburger Thalia Theater ausrief: „Das ist doch ein anständiges Stück, das muss man doch nicht so spielen!“. Sollten Regisseure den Werken dienen?
Das Zitat kann ich nicht bestätigen. Ich war nicht dabei. Es kommt darauf an, welche Geschichte man erzählen will. Ich sehe überhaupt keine Grenzen und Einschränkungen in keiner Richtung. Man muss es nur klar beschreiben. Die Leute müssen wissen, was sie in einem Film oder in einem Theaterstück erwartet. Wissen sie das, kann man daraus machen, was man möchte. So kann jeder entscheiden, ob er den Klassiker sehen will, wie er ihn schon zuvor gesehen hat. Oder er möchte ihn von einer durchgeknallten Gruppe sehen, die etwas anderes assoziiert. Dann heißt das Stück vielleicht statt Hamlet Omelett.

Eben dieser Onkel Klaus von Dohnányi war Bürgermeister von Hamburg. Sind Sie politisch?
Ich interessiere mich für Politik.

Wie beurteilen Sie das Verhältnis von Politik und Medien?
Wir neigen dazu, Themen in den Medien stark durchzudiskutieren, um sie für die nächste Geschichte wieder fallen zu lassen.

Sehen Sie das generell in der Politik so?
Wir leben in einer polarisierenden Zeit, in der Skandale der Politik, die es immer gegeben hat und immer geben wird, eine große Unsicherheit auslösen. In einer Zeit, in der mittels Internet und Computer sehr schnell überprüft werden kann, ob jemand seine Arbeiten selbst geschrieben hat oder jemand anders. Das ist kompliziert für unser System. Wir haben eine gewisse Politikverdrossenheit geschaffen, die es nicht einfach macht, an einem gemeinsamen Strang zu ziehen.

Denken Sie, die Anforderungen an den Menschen Politiker sind zu hoch?
Nein, die sind nicht zu hoch. Sie sind Menschen und damit fehlbar. Bekennen sie sich zu diesen Fehlern, ist die Akzeptanz viel größer. Sind die Fehler allerdings zu groß, um sie zu akzeptieren, muss man gehen.

Was aber schon immer so war…
Aber nicht so leicht nachprüfbar wie heute. Das ist der Unterschied zu früher.

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