Vier sehsüchte-Organisatoren im Gespräch

"Wir sind immer wieder jung"


Teil des diesjährigen sehsüchte-Teams (v.r.n.l.): Manuel Tanner, Zoe Schlepfer, Benjamin Hillmann, Lydia Bienias

Teil des diesjährigen sehsüchte-Teams (v.r.n.l.): Manuel Tanner, Zoe Schlepfer, Benjamin Hillmann, Lydia Bienias

Fliegender Personalwechsel, mehr als eintausend internationale Einreichungen die durchforstet werden müssen und nebenbei noch studieren – das klingt nach einer Menge Arbeit für ein Festival, das auf eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte zurückblicken kann. Lydia Bienias (Festivalleitung), Benjamin Hillmann (Pressearbeit), Zoe Schlepfer und Manuel Tanner (beide Programm) stemmen mit vielen anderen HFF-Studenten gemeinsam das Projekt sehsüchte, das am 24. April in Potsdam in die 41. Runde geht. Im Interview erzählten die vier von ihren Aufgaben und Erwartungen an das Festival, von der Resonanz der Zuschauer und Filmemacher und sprechen über den deutschen Nachwuchsfilm.

Das Besondere am Sehsüchte-Festival ist, dass die Veranstalter jedes Mal wechseln und immer wieder neue Leute die Aufgaben übernehmen. Wie funktioniert das im Einzelnen und in welchem Zusammenhang steht das mit Eurem Studium an der HFF?
Lydia: Also es sind ja immer zwei Jahrgänge, der jüngere und der ältere, die das organisieren. Benny und ich haben letztes Jahr schon mit organisiert und dann Mitte/Ende Mai mit der Planung fürs diesjährige Festival angefangen, Bilanz gezogen und neue Ideen entwickelt. Der jüngere Jahrgang kommt erst im Oktober dazu und in die heiße Phase geht es dann ab Februar.
Benjamin: Für die Medienwissenschaftler ist die einmalige Teilnahme am Programm Pflicht, alle anderen können freiwillig mitmachen. Wir haben auch viele Freiwillige aus Studienbereichen wie Produktion, Regie oder Animation, die nehmen uns dann kleinere Aufgaben wie Videoclips oder Trailer ab.
Zoe: Der ältere Jahrgang übernimmt hier die Chefrolle und bewertet die Jüngeren. Aber wir haben noch zusätzliche Kurse, die auf das Festival abgestimmt sind und die dann von der Hochschule bewertet werden.
Manuel: Man kann sich das wie bei einem Pflichtpraktikum vorstellen, das wir neben dem Studium und in den Semesterferien machen. Und wie bei einem Praktikum auch wird man da zwar bewertet, aber dahinter steht kein großer Leistungsdruck und die Bewertungen fallen meist gut aus. Das Angenehme ist eben, dads es ein eigenständiges Projekt ist, das wir gemeinsam stemmen. Es gibt niemanden, der uns groß was vorschreibt. Wir haben da komplett freie Hand.

Wie wirkt sich das in der Festivalleitung aus, dass die Zuständigkeiten immer wieder wechseln und das Zepter dann weitergereicht wird?

Lydia: Also zum Teil ist das natürlich schwierig, anderseits ist es aber auch schön zu sehen, wie sich das Festival dadurch verändert und wächst. Schwierig ist es bezogen auf die Außenwirkung, gerade was die Kommunikation mit Sponsoren angeht, weil die ständig mit neuen Namen konfrontiert sind. Aber für die Leute, die das organisieren, ist die Struktur eben sinnvoll. Beim ersten Mal bekommt man überhaupt erst mit, wie alles funktioniert und kann sich einen Überblick verschaffen. Beim nächsten Mal kennt man die Abläufe dann schon und steckt seine ganze Energie und sein Herzblut in das Projekt.

Lydia Bienias organisiert bereits zum zweiten Mal das Festival

Lydia Bienias organisiert bereits zum zweiten Mal das Festival

Muss man sich dann auch überwinden und mit den Aufgaben wachsen?
Lydia: Man lernt extrem viel dazu, gerade in persönlicher Hinsicht. Das fängt bei kleineren Dingen an, die Überwindung kosten, wie internationale Korrespondenz oder Telefonate führen. Man wächst daran, indem man kommunikativer wird, besser auf Menschen zugehen kann, einfach offener wird. Da kommt natürlich auch ein bisschen Wehmut auf, wenn man das Festival zwei Jahre begleitet hat und dann abtreten muss, wenn es schon längst einen festen Platz im Herzen hat.

Wie selektiert Ihr die einzelnen Beiträge?
Manuel: Wir haben die ganzen Beiträge, die eingereicht wurden, erst einmal kategorisiert und dann in Zweiergruppen die Filme nach und nach alle gesichtet, um dann eine Vorauswahl zu treffen. Die Filme, die eine Runde weiter kamen, haben wir dann alle zu acht nochmal geguckt und dann entschieden, welche ins Programm sollen und welche nicht. Und wir haben auch die Texte fürs Programmheft geschrieben.

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