Vier sehsüchte-Organisatoren im Gespräch

"Wir sind immer wieder jung"


Zoe ist eine von acht Studenten, die sich um die Filmprogramme des Festivals kümmern.

Zoe Schlepfer ist eine von acht Studenten, die sich um die Filmprogramme des Festivals kümmern.

Wie viele Filme und Sektionen gibt es denn und woher kommen überhaupt die Filme?
Zoe: Also es gibt das reguläre Programm, dann noch den Kinder- und Jugendfilm, den Produzentenpreis, Musikvideos und den Fokus. Wir haben manche Einreichungen dann teilweise auch an die anderen Sektionskuratoren weitergegeben oder von denen was bekommen, aber im regulären Programm sind es 89 Filme.

Lydia: Im regulären Programm laufen Filme aus 26 Ländern, im gesamten Festival sind es Filme aus 30 Nationen, tatsächlich eingereicht wurden aber Beiträge aus 69 Ländern, auch aus den USA, Indien, China, Skandinavien und auch viele Filme aus Israel. Viele Einreichungen kommen aber natürlich aus Deutschland.

Und müsst Ihr verstärkt auf Filmhochschulen und Filmemacher zugehen oder kommen die meistens von selbst, weil sie schon seit Jahren dabei sind?
Manuel: Es kommt drauf an. Wir hatten für das normale Programm ungefähr 1100 Einreichungen und die kamen alle von selbst, ohne dass wir jemanden dafür angeschrieben haben. Wenn wir allerdings spezielle Filme haben möchten, dann müssen wir schon selbst aktiv werden, vor allem wenn man die Stilrichtungen weiter auffächern will: Wenn bestimmte Genres noch fehlen, wie beispielsweise Musikvideos, dann muss man die Leute schon kontaktieren, was sehr zeitintensiv ist. Insgesamt haben wir 1300 Einreichungen bekommen.
Lydia: Beim Kinderfilm müssen wir uns da noch mehr um Resonanz kümmern und haben da auch viel Werbung gemacht. Die Sektion gibt es erst seit fünf Jahren und ist erst seit letztem Jahr international. Wir haben also vermehrt den Schwerpunkt darauf gesetzt, bei anderen Festivals geschaut, Filmhochschulen angeschrieben und das hat sich sehr positiv ausgewirkt: Wir haben dieses Mal zehn Filme aus sieben Ländern im Programm, drei davon aus Deutschland, was ziemlich gut ist.

Wenn Ihr die Filme dann auswählt, kann ja nicht immer jede individuelle Meinung berücksichtigt werden. Wie diskutiert Ihr dann und kommt zu einer Einigung?
Manuel: Bei der Sichtung zu zweit vergeben wir erst einmal A,B,C-Noten, manchmal auch A+, wenn der Beitrag besonders gut war. Zu zweit war das meistens eher unkompliziert, aber wenn wir dann die Filme nochmal zu acht angeschaut haben, wurde es wegen der verschiedenen Meinungen meist schwieriger. Da gab’s dann auch öfter mal Zoff, weil manche aus der Gruppe den Film für zu schlecht hielten und aus dem Programm haben wollten, während in anderen Fällen einzelne für einen bestimmten Film stark plädiert haben, während der Rest der Gruppe den eher durchschnittlich oder schlechter fand. Da muss man aber manchmal eben auch von seinem persönlichen Geschmack abrücken und nachgeben.
Zoe: Wirklich objektiv ist die Auswahl ja sowieso nicht. Aber wir versuchen eben, auf drei Ebenen zu bewerten: Wie einem der Film persönlich gefällt, wie er ins Programm passt und wie die Resonanz des Publikums sein könnte. Man stellt seine eigenen Präferenzen da schon zurück und versucht, das ganze mehr im Kontext zu sehen.
Manuel: Wobei man aber sagen muss, dass es viele Filme gab, bei denen wir uns sofort einig waren, dass die ins Programm müssen. Richtige Diskussionen gab es eigentlich nur bei einer Handvoll Filmen.

Manuel Tanner kümmerte sich wie Zoe Schlepfer um die Programmierung des Festivals.

Manuel Tanner kümmerte sich wie Zoe Schlepfer um die Programmierung des Festivals.

Wie sieht es mit den Erwartungen an das Festival aus, wenn man neu dazukommt? Bevor man überhaupt anfängt und wenn man dann plötzlich mittendrin ist?
Manuel: Also wenn man sieht, dass zu dem Kernteam um die 40 Leute gehören und davon alle schon extrem viel zu tun haben, erkennt man erst die ganze Dimension dieses Unternehmens, das hätte ich auch nicht gedacht. Wir treffen uns auch immer regelmäßig zum Austausch, dadurch sind wir alle auf dem aktuellen Stand und böse Überraschungen werden vermieden.
Zoe: Ich war so naiv zu glauben, dass sich das hauptsächlich auf die paar tatsächlichen Veranstaltungstage des Festivals konzentriert und man vorher eben nur ein paar Filme gucken muss. Dass da aber tatsächlich so eine gigantische Maschinerie dahintersteckt und so viel Vorbereitungszeit dazugehört, das war mir wirklich nicht klar.

Und wer finanziert diese „Maschinerie“?
Lydia: Zu einem großen Teil übernimmt die Hochschule die Finanzierung, aber es sind auch viele Förderer und Sponsoren – insgesamt etwa 65 – beteiligt. Zum Teil sind die auch schon länger dabei, wie zum Beispiel das Medienboard Berlin-Brandenburg oder das Studentenwerk Potsdam. Manche fördern uns schon sehr lange, da kann man sich darauf verlassen und jedes Jahr neue Gelder beantragen, aber dieses Jahr sind auch viele neue hinzugekommen.

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