„Rec“-Organisatoren im Interview

Nur Mega-Events sind lukrativ


Detlef Fluch ist neben seiner langjährigen Arbeit beim REC als Kameramann und Dokumentarfilmer tätig. Er ist Autor des Buches ''Technische Grundlagen für Mediengestalter'' und doziert an verschiedenen Akademien und Fortbildungsinstitutionen.

Detlef Fluch ist neben seiner Arbeit beim REC als Kameramann und Dokumentarfilmer tätig. Er ist Autor des Buches ''Technische Grundlagen für Mediengestalter'' und doziert an verschiedenen Akademien und Fortbildungsinstitutionen.

Fehlende finanzielle Unterstützung, schwindende Sponsoren und zu viel Ehrenamt – zahlreiche Berliner Filmfestivals kämpfen auch nach Jahren ihres Bestehens noch immer mit dem Grundsätzlichen: der nachhaltigen Finanzierung. Nach dem das Asian Hot Shots im letzten Monat sein vorläufiges Aus verkündete, kürzt nun auch das Jugendmedienfestival „REC“ sein Programm drastisch zusammen. Wir haben bei den Organisatoren Jürgen Macpolowski und Detlef Fluch nachgefragt.

Ihr Festival gibt es seit mittlerweile 21 Jahren. Im letzten Jahr haben sie zum ersten Mal nicht nur ein Festival für junge Filmemacher, sondern auch speziell für Kinder organisiert. Warum wird es im September nun nur das „REC for Kids“ geben?
Detlef Fluch: Das Festival „speziell für Kinder“ ist schon von Anfang an fester und gleichwertiger Bestandteil unseres Festivals. Wir haben über die Jahre nur die Benennung gewechselt und es im letzten Jahr formal als eigenständiges Festival etabliert, um eine effizientere Öffentlichkeitsarbeit leisten zu können. Dieses Jahr mussten wir nun unser Festival deutlich reduzieren, da wir nicht mehr in der Lage sind, das komplette Angebot zu finanzieren. Insbesondere das Festival für die 16 bis 27-jährigen hat hohe Kosten für Übernachtungen, die unser Budget die letzten Jahre zum Teil mehr als ausgeschöpft haben. „REC for Kids“ ist finanziell überschaubarer und mit den diesjährigen Mitteln aus Förderung und Sponsoring gerade so machbar.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in Berlin für sie als Festivalmacher an der Förder- und Sponsorenstruktur verändert?

Jürgen Macpolowski: Die Politik hat sich aus der Förderung von Kinder- und Jugendkultur immer weiter zurückgezogen, bis für uns nur noch eine sehr knappe Kernfinanzierung möglich war. Für eine Veranstaltung dieser (kleinen) Größenordnung ist es leider extrem schwierig, Sponsoren zu gewinnen. Sponsoren haben naturgemäß eher ein Interesse an Großveranstaltungen und verteilen ihre Gelder somit vorwiegend dorthin. Auch ist es für einen kleinen Veranstalter mit sehr großem Aufwand verbunden, mögliche Sponsoren zu recherchieren und „passgenaue“ Anträge dafür zu formulieren. Große Veranstalter können sich da schon eher mal einen Mitarbeiter dafür leisten. Der Verdrängungswettbewerb um die noch verbleibenden Förder- und Sponsoringmöglichkeiten ist also wesentlich schärfer geworden und erinnert inzwischen an die marktwirtschaftlichen Bedingungen, denen jedes andere Konsumprodukt auch unterliegt. Für eine nachhaltige Jugend- und Kulturarbeit ist das ein unmöglicher Zustand.

Ihr Festival ist vor allem eine Präsentations- und Kommunikationsplattform für junge Filmschaffende. Ist im Förderkanon der Stadt Berlin kein Platz für so einen Anspruch?

Macpolowski: Die Stadt Berlin gibt mehr und mehr Bereiche aus der Jugend- und Kulturförderung an private Organisationen ab, um an den Lohn- und Unterhaltskosten zu sparen. Davon sind sowohl feste Einrichtungen, wie auch einzelne Events betroffen. So sehr sich die Stadt auch gerne als Eventhauptstadt (arm aber sexy) präsentiert, möchte sie doch, dass die Finanzierung dafür privat und aus der Privatwirtschaft geleistet wird. Für diese sind aber nur Mega-Events lukrativ. Kleine, nichtkommerzielle Events fallen dabei durch das Raster.

Auf ihrer Homepage erwähnen sie explizit, dass es keine Honorare beim REC gibt. Was genau bedeutet es, ein Festival zu organisieren? Wie viel Zeit nimmt das in Anspruch?

Fluch: Für die Vorbereitung des Festivals braucht es mindestens fünf Mitarbeiter (Leitung, Finanzierung, Filmsichtung, Programm, Technik, Gästeunterbringung, Öffentlichkeitsarbeit, Büro) die im Verlauf von sechs Monaten jeweils mehrere Wochen an Vollzeitarbeit aufbringen. Kurz vor und während des Festivals sind mindestens zehn Mitarbeiter erforderlich (neben den o.g. noch Gästeinfo, Vorführung, Moderation, Workshop-Leitung, Catering, etc.)

Jürgen Macpolowski ist Medienpädagoge und langjähriger Leiter des Medienzentrum Clip, leitet zusammen mit Detlef Fluch das REC und ist Geschäftsführer des Vereins Puma e.V.

Jürgen Macpolowski ist Medienpädagoge und langjähriger Leiter des Medienzentrum Clip, leitet zusammen mit Detlef Fluch das REC und ist Geschäftsführer des Vereins Puma e.V.

Wovon hängt letztlich die Zukunft ihres Festivals ab?
Macpolowski: Von einer soliden Finanzierung, die nicht kleinteilig mit viel Recherche und Arbeitszeit zusammengestoppelt werden muss. Eine echte Willensbekundung von Senat, Bezirk und anderen öffentlichen Einrichtungen wäre eine große Hilfe. Neben der Bereitstellung von Geldmitteln sind auch weitere Leistungen hilfreich, etwa die Möglichkeit, Räume zu nutzen, die Post über die Verwaltung zu versenden, Öffentlichkeitsarbeit über die Medien von Senat und Bezirken (Webseiten, Auslegen von Flyern, Nutzen von Postillen und Infoblättern, etc.) zu ermöglichen.

Wie genau könnte eine Hilfe für ihr Festival aussehen?
Fluch: Neben der Finanzierung wäre ein verbesserter Zugang zu Medien (Ansprechpartner bei Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen) für die Öffentlichkeitsarbeit eine große Hilfe, eine Finanzierung fester Mitarbeiterstellen, nicht nur Willensbekundungen von Politikern, interessierten Sponsoren und Institutionen sondern Taten. Und natürlich fängerfristige Partnerschaftsverträge.

Fragen: Martin Daßinnies

REC – Jugendmedienfestival, 12. bis 16. September, www.rec-jugendmedienfestival.de