Interview mit Dave Lojek

"Die Chance, den Verband zu verjüngen"


Dave Lojek - Regisseur, Festivalmacher Kulturvermittler in einer Person. Foto: privat

Dave Lojek - Regisseur, Festivalmacher und Kulturvermittler in einer Person. Foto: privat

Bereits zum 21. Mal lädt der Verein der Film- und Videoamateure Berlin/Brandenburg e.V. nicht kommerzielle Filmemacher ein, ihre Kurzfilme für den Videoclip-Wettbewerb, der am 27. Oktober im Theater am Park stattfinden wird, einzureichen. Dave Lojek ist einer der aktivsten Berliner Regisseure und Direktor des Internationalen KinoKabarets Berlin und überdies seit Februar Vorsitzender des Vereins. Ihm haben wir ein paar Fragen zum Wettbewerb gestellt und uns erklären lassen, was genau die Filmemacher im Verein tun.

Wie kam es zu Deinem Engagement?
Da fasse ich mich gerne kurz: Letztes Jahr sah ich auf BR alpha eine Sendung über die UNICA. Das ist die Weltorganisation des nicht-kommerziellen Films. Da ich ständig neue Filmfestivals finde, wollte ich auch dort etwas einreichen. Der Präsident der UNICA schrieb mir zurück, ich müsse erst mehrere nationale BDFA-Festivalstufen mit meinen Filmen durchlaufen, bevor sie auf der UNICA gezeigt werden könnten. Dieses Jahr hatte ich beim West-Östlichen Filmfestival die Ehre, Georges Fondeur (Präsident der UNICA, Anm. d. Red.) aus Luxemburg persönlich in Berlin zu treffen. Grandios! Als Außenstehender kann man zwar Filme zu den BDFA-Landesfilmfestivals einreichen, muss aber bei Weiterleitung an das nächsthöhere Bundesfestival happige Gebühren entrichten. Es ist für nicht kommerzielle Filmer also viel günstiger, gleich BDFA-Mitglied zu werden und einen winzigen festen jährlichen Betrag einzuplanen. Da ich durchschnittlich fünf bis zehn Filme pro Jahr produziere und einige davon auf die Festivaltour schicke, lohnt es sich allein schon aus finanzieller Sicht.Daneben gibt es auch offene Sonderfestivals wie den Videoclip und die Eulenspiegeleien, die ebenfalls großartige Preise und Stimmung bieten. Aber jetzt kommt das Beste: Man wird als Mitglied auch sehr freundlich aufgenommen. Wenn man dann sogar ein Amt übernimmt, kann man auch etwas zurückgeben. Das mag für die meisten egoistischen Jungfilmer, verzweifelten Filmstudenten, Einzelkämpfer und andere Prekariatler seltsam klingen, aber es fühlt sich toll an. Letzten Winter begann ein UNICA-Goldmedalliengewinner aus Berlin, mich auf mein neues Amt als Landesvorsitzender vorzubereiten, denn er sah die Chance, den Verband zu verjüngen. Wie recht er damit hatte, erkannte ich auf den Festivals und Mitgliederversammlungen. Also ließ ich mich wählen und bereise inzwischen das Land, um auch den Bundesvorstand und die anderen Ländervorstände kennenzulernen.

Den BDFA gibt es mittlerweile seit 80 Jahren. Wer ist dort organisiert?
Der BDFA (Bundesverband Deutscher Film-Autoren e.V.) ist der Dachverband der organisierten nicht kommerziellen Filmer in Deutschland und auch Mitglied in der UNICA. Der BDFA teilt sich in Bundesländerverbände und Regionen auf. Wenn man einem dieser Filmclubs angehört oder ein „Einzelmitglied“ wird, ist man automatisch auch Mitglied im jeweiligen Landesverband und dem BFDA. Es gibt 180 dieser Filmclubs in Deutschland.Wir haben insgesamt ca. 3500 Mitglieder und sind der größte Filmverband der Republik. Alle regionalen Filmervereinigungen beruhen auf der schlichten Tatsache, dass passionierte Hobbyfilmer, Studenten, Kurzfilmliebhaber oder Künstler sich austauschen wollen und ein Gruppengefühl brauchen, Teams zusammenstellen und Wettbewerbe erfinden, Reisen und Festivals lieben, Gesprächsstoff und Themen suchen, Technik und Unterstützung anbieten. Sie stammen noch aus einer Zeit vor dem Internet und vor dem Video, als man noch mit 8mm Kameras arbeitete, selbst Tonspuren an die Filmstreifen klebte und eigene Projektoren dafür baute. Im BDFA erblühen Filmgenres, die manch einer gar nicht kennt: Reise- und Familienfilm laufen auf eigenen Festivals neben Fiktion, Experiment, Doku.

Wo liegt der Altersdurschnitt der Mitglieder?

Das kann man schwer genau beziffern. Ich schätze, er liegt bei 60 bis 80 Jahren. So rechne ich mit ca. 200.000 Jahren Filmerfahrung. Ganz ordentlich! Andreas Dresen war mal Mitglied und beglückt nun oft das Land mit Filmen.

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