Interview mit Dave Lojek

"Die Chance, den Verband zu verjüngen"


Was kann man als junger Filmemacher in so einem Verband leisten?
Man hört zu, lernt, macht Vorschläge. So konnten schon einige Webseiten lesbarer und moderner werden. Auch zeigt man den alten Hasen, was mit DSLR-Kameras alles möglich ist. So lernen wir voneinander. Besonders wertvoll finde ich die Nachbesprechungen der Filmfestivals mit den Jurys, denn dort kann man ausführlicher über die Bewertungen debatieren. Die Einreichformulare für die Festivals sind inzwischen elektronisch und füttern eine große Datenbank. Sehr praktisch und zeitgemäß. Wir Jüngeren haben alles, was die Jugend immer hatte: Hektik, Aufregung, Fragen, Ungeduld, Ideen, Illusionen, Träume, Kraft, Angst, Freude, Neugier, Moden, Macken. Was uns Jungen fehlt, ist die Tiefe, die Kunst der wohlwollenden Filmkritik, die der BDFA über Jahrzehnte perfektionierte.

Was willst Du dort verändern?
Alles verändert sich ständig. Die Welt ist im Fluss. Bevor ich selbst größere Veränderungen plane, schaue ich mir unsere Mitglieder genauer an und erforsche ihre Wünsche. Für Veränderungen brauchen wir viel mehr neue gestaltungswillige Mitglieder.

Wie vereint sich in Deiner Person der Künstler mit dem Bürokraten?

Gar nicht. Ich bin kein Bürokrat. Den Papierkram im VuFiBeB (sprich: LVBB) delegierte ich an diejenigen, die das bisher sehr gut erledigen (Kassenwart, Mitgliederverwalter, Pressereferent, Juryreferent). Meine Rolle sehe ich als Mittler zwischen Landes- und Bundesverbänden, als Ermöglicher von Dialogen, als Ratgeber. Ich tue nur, was ich ohnehin gerne mache: Ich lade freie Filmer zu Festivals ein, damit sie aus ihrem Kämmerlein kommen und uns ihre Kleinode schenken. Dann zeige ich ihnen unsere Filme aus den KinoKabarets, damit sich diese Netzwerke vermischen und inspirieren. So sehe ich meine Aufgabe als Botschafter der Kino-Bewegung.

Der Verband hat vor kurzem zum Internationalen Videoclip-Wettbewerb aufgerufen. Der soll in diesem Jahr zum 21. Mal stattfinden, hat also auch schon eine lange Geschichte. Warum bekommt man in der Öffentlichkeit davon so wenig mit?
Unsere Festivals werden zumeist in der Freizeit von passionierten Senioren organisiert, die ihre Informationen gerne aus der BDFA-Verbandszeitschrift entnehmen. Dort sind alle BDFA-Festivals sehr wohl aufgelistet und beschrieben. Man kann sie abonieren: http://film-video.bdfa.de/f+vabo.htm. Der offene Internationalen Videoclip-Wettbewerb erfreut sich zudem großer Beliebtheit in den Nachbarländern, aus denen die Künstler zur FiViA extra anreisen. Es mag sein, dass die Öffentlichkeitsarbeit für das Festival sich wenig auf das Internet stützt, da die Festivalmacher nicht damit aufwuchsen und es auch nicht oft benutzen. Der Ruf und Ruhm des Festivals bescheren ihnen ohnehin mehr Einreichungen, als sie zeigen können. Insofern erkennen wir im Verband natürlich die Notwendigkeit, dieses Thema auszubauen. Das wäre auch eine ideale Aufgabe für internetaffine Neu-Mitglieder! Da draußen dümplen so viele gut ausgebildete Mediengestalter, Kulturmanager, PR-Experten und Grafiker vor sich hin. In Berlin gibt es fast 70 Filmfestivals, was natürlich auch an der Aufmerksamkeit zehrt. Da dominieren logischerweise Veranstaltungen mit PR-Budgets wie die Berlinale oder Interfilm, die massive staatliche Unterstützung bekommen und kommerziell ausgerichtet sind. Sie generieren einen anonymen Mediensog. Beim Videoclip bekommt man dafür Kuchen oder Brezeln, eine rasante Tanzshow, gute Musikvideos und eine herzliche Atmosphäre. Ich freu mich schon darauf und zeige bestimmt wieder was Feines.

Interview: Martin Daßinnies

Infos zum Videoclip-Wettbewerb unter www.fivia.de/Seite9.html; Infos zum KinoKabaret unter www.kinoberlino.de

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