Gespräch mit „Kunst+Film“-Macher Oliver Heilwagen


Oliver Heilwagen arbeitet seit 15 Jahren als freier Kulturjournalist für Tageszeitungen, Rundfunk und Online-Magazine. Das von ihm gegründete Internet-Portal „Kunst+Film“ rezensiert aktuelle Ausstellungen und Arthouse-Filme – und konzentriert sich auf die Querverbindungen zwischen beiden Sparten. Er sieht die Zukunft der Online-Berichterstattung in der Fokussierung auf die Spezial-Interessen kleiner Zielgruppen – ein Gespräch.

Herr Heilwagen, woher kam die Idee, Film und Kunst in einem Online-Magazin zu kombinieren?

„Kunst+Film“ ist eine Ausgründung aus dem Online-Feuilleton „Kultiversum“, das der Friedrich Berlin Verlag betreibt, der Fachzeitschriften wie „Theater heute“, „Opernwelt“ und „Tanz“ veröffentlicht. Weil der Verlag dazu keine Print-Publikationen herausgibt, hat „Kultiversum“ Anfang 2011 die beiden Ressorts Kunst und Film eingestellt; seither führen meine Kollegen und ich sie als eigenständiges Partner-Portal weiter. Die Grundidee ist einfach: Bildende Kunst und Film verbindet sehr viel. Kunstwerke lassen sich in Filmen anschaulich darstellen, und viele Filme sind Kunstwerke aus bewegten Bildern. Kunst arbeitet mit Film, etwa bei Videoinstallationen, und Film thematisiert oft Kunst, wenn er sich Künstlern oder ihren Werken widmet. Deshalb besprechen wir Kunst-Ausstellungen und Filme mit künstlerischem Anspruch – und achten besonders auf die Querbezüge.

Wenn es so viele Berührungspunkte zwischen beiden Sparten gibt, warum dann eine kategorische Unterteilung? Das Layout Ihrer Website ist in zwei Ressorts getrennt: links bildende Kunst, rechts Film.
Die klare Trennung soll dem Leser sofort Orientierung bieten: Links sind Rezensionen von Ausstellungen aufgelistet, rechts von Filmen. Doch Bewegtbilder finden sich in beiden Ressorts: In jede Film-Rezension wird der offizielle Trailer eingebettet. Berichte über Ausstellungen reichern wir – wenn möglich und gestattet – mit einem kurzen Video-Clip an, um den Lesern visuelle Impressionen zu bieten. Diese Videos produzieren wir selbst, was ein echter Vorteil gegenüber klassischer Print-Berichterstattung ist. Sie besteht nur aus Beschreibungen des Kritikers; der Leser muss ihm einfach glauben. Auf „Kunst+Film“ kann er sich dagegen einen eigenen Eindruck von der Ausstellung verschaffen. Das wird auch honoriert. Unsere selbst gedrehten Video-Clips werden viel öfter angeklickt als die offiziellen Film-Trailer – die bekommt man schließlich überall im Internet.

Wie sehen die Ausstellungs-Videos aus, die Sie für Ihre Leser drehen?
Das hängt sehr von der Größe der jeweiligen Ausstellung und dem Schauwert ihrer Exponate ab. Solche Clips sollten nicht länger als vier oder fünf Minuten sein: Sie sollen ja nur einen ersten Einblick in die Schau vermitteln. Wir versuchen immer, ein kurzes Interview mit dem Kurator zu führen, das wir mit einem kurzen Rundgang und Aufnahmen bemerkenswerter Objekte anreichern.

Wen möchten Sie mit Ihrem Portal erreichen?
Wir haben unsere Zielgruppe präzise definiert und nennen sie „Bildungsbürger von 18 bis 80“: Menschen, die breit gefächerte kulturelle Interessen und auch soziale, politische oder historische Themen im Blick haben. Das mag ein wenig elitär klingen, aber wir halten es für sinnlos, mit einem beschränkten Info-Angebot alle möglichen Leute erreichen zu wollen. Man sollte schon genau wissen, für wen man schreibt, und was diese Zielgruppe interessiert und mag. „Kunst+Film“ richtet sich weder an ein bestimmtes Fachpublikum wie Kunsthistoriker oder Filmwissenschaftler noch an die breite Masse der Kinogänger, die Blockbuster sehen wollen. Für beide Gruppen gibt es schon genug andere Portale im Internet, wo sie besser bedient werden. Wir richten uns dagegen an allgemein interessierte, aber anspruchsvolle Feuilleton-Leser, die guten Stil zu schätzen wissen und sich nicht durch Fachjargon quälen wollen – Menschen, die sich nicht professionell mit Kunst beschäftigen, aber Autorenfilme mögen und öfter in Ausstellung gehen. Und wir fragen uns bei jedem Beitrag: Was könnte solche Leute reizen und wie müssen wir es ihnen nahe bringen, damit es für sie spannend und relevant wird?

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