Shibari-Künstler Matthias T.J. Grimme im Gespräch

Beweg deinen Arsch-Bondage


Provokation und Macht, Kampf und Spiel: Matthias T. J. Grimme und Jemina, Foto: Bondage Project

Provokation und Macht, Kampf und Spiel: Matthias T. J. Grimme und Jemina, Foto: Bondage Project

Das Pornfilmfestival feiert in diesem Jahr vom 24. bis 28. Oktober seine 7. Ausgabe. Neben einem reichhaltigen Filmprogramm wird es zahlreiche Rahmenveranstaltungen und Workshops geben. Einer davon widmet sich dem Japan-Bondage. Matthias T. J. Grimme von Bondage Project zeigt gemeinsam mit seiner Partnerin Jemina dort Bondage als Kunst und SM-Liebesspiel. Wir haben uns mit dem Autor, Verleger und Shibari-Künstler über Bondage-Kultur in Deutschland und seine Interpretation der Fesslungskunst unterhalten.

Herr Grimme, kann man den Begriff Bondage in einem Satz zusammenfassen?
Nein, denn Bondage, zu deutsch fesseln, kann sehr viel bedeuten. Angefangen von den zahlreichen Mitteln zum Fesseln (Handschellen, Ledermanschetten, Zwangsjacken, Ketten, Seile) über die unterschiedlichsten Motivationen: Fesseln für Sex, Fesseln als Kunst, Fesseln als Bewegungseinschränkung, Fesseln, um zu versuchen, sich zu befreien.

Bondage ist sowohl Kunstform als auch reine Sexualpraktik. Wie erklärt man jemandem diese Positionen? Was daran ist Kunst und was sexueller Reiz?

Bondage an sich ist keine Kunstform, aber die japanischen Seilfesselungen können sehr künstlerisch bzw. kunstvoll sein. Dass man den Gefesselten in Seilen auch sexuell stimulieren kann oder, dass sowohl der Aktive wie auch der Passive vom Fesseln als Akt erotisch stimuliert wird, kann passieren, ist aber nicht immer der Zweck des Fesselns. Und wenn ich jemanden einfach so fessle, dass ich danach mit ihm Sex haben kann, heißt das nicht, dass hier keine Bondage-Kunst stattgefunden hat.

Der Japaner Nobuyoshi Araki hat mit seinen sehr intensiven Aktfotografien Bondage in Europa und den USA weithin bekannt gemacht. Pop-Künstler wie Björk und Lady Gaga haben sich von ihm gefesselt fotografieren lassen. Wird Bondage im westlichen Kulturraum anders betrachtet als im japanischen?
Es war natürlich nicht nur Araki, sondern auch Leute wie ich, die Japan-Bondage in Deutschland durch Auftritte und Workshops seit der Jahrtausendwende publik machten. Oder Osada Steve, ein deutschstämmiger Bondage-Master, der in Japan lebt und viel durch die Welt gereist ist. Daneben gab und gibt es natürlich auch in anderen Ländern Leute, die diese Kunstform zeigen und lehren. Und ja, der japanische Ansatz ist in Japan sehr von einer Kultur der Scham geprägt (das Modell schämt sich), im Westen ist man beim Thema Fesseln deutlich offener.

Wie groß ist die Bondage-Szene in Deutschland?
Das kann man nicht genau sagen, aber wenn ich so schaue, wer alles in den einschlägigen Gruppen und Zirkeln ist, schätze ich mal so 300 bis 500 Leute.

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