Berlinale: Perspektive Deutsches Kino 2013


Hanno Koffler und Max Riemelt in "Freier Fall". Foto: Sten Mende

Hanno Koffler und Max Riemelt in "Freier Fall". Foto: Sten Mende

Mit sechs langen Spiel-, drei Dokumentar- und zwei mittellangen Spielfilmen präsentiert sich der deutsche Regienachwuchs in der Perspektive Deutsches Kino 2013 stark und vielfältig. Es geht um Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um Naturkatastrophen, Familiengründungen, Trennungen, um die Liebe und um Verlust. „Vor allem das Abschiednehmen scheint die jungen Filmemacher zu beschäftigen. Mal ist die Auseinandersetzung schmerzhaft, mal wird sie zelebriert, immer findet der Nachwuchs eine lustvolle filmische Umsetzung“, kommentiert Sektionsleiterin Linda Söffker ihre diesjährige Auswahl.

Mit dem Spielfilm „Freier Fall“ von Stephan Lacant eröffnet die Perspektive Deutsches Kino ihr Programm. Max Riemelt (Kay), Katharina  Schüttler (Bettina) und Hanno Koffler (Marc) sind die Protagonisten einer Dreiecksgeschichte, in der Marc und Bettina ein Kind erwarten, während Marc sich gleichzeitig in seinen Kollegen Kay verliebt. „Silvi“ (Nico Sommer), „DeAD“ (Sven Halfar) und „Endzeit“ (Sebastian Fritzsch) sind drei Spielfilme, die vom jeweiligen Regisseur mithilfe kreativer Umweg-Finanzierungen auch selbst produziert wurden. „Silvi“ ist ein ausgesprochener Berlin-Film, in dem die 47-jährige Titelfigur (Lina Wendel) nach einer Trennung neu durchstartet. „DeAD“ ist feinster Pulp aus Hamburg: Nach dem Selbstmord seiner Mutter taucht der coole Patrick (Tilman Strauß) auf dem 60. Geburtstag seines unbekannten Vaters auf und lässt keinen Zweifel aufkommen, dass diese Party eskalieren wird. „Endzeit“ erzählt vom Überleben nach einer Katastrophe, in der eine junge Frau (Anne von Keller) zur Jägerin wird, um ihren Hunger zu stillen.

Zwei fiktionale Hochschularbeiten loten die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm aus. „Zwei Mütter“ von Anne Zohra Berrached erzählt beinahe dokumentarisch vom Kinderwunsch eines Ehepaares (Sabine Wolf und Karina Plachetka), das feststellen muss, dass die meisten Samenbanken keine gleichgeschlechtlichen Paare behandeln. Regisseur Andreas Bolm meidet in seinem 60-minütigen Spielfilm „Die Wiedergänger“ die Form einer dokumentarischen Abbildung der Welt; er sucht nach dem Punkt, an dem die Fiktion beginnt. Entstanden ist ein kunstvoll karger Film über den Verlust und die ewige Wiederkehr.

Auch die beiden kürzeren Filme „Chiralia“ ( Santiago Gil) und „Kalifornia“ (Laura Mahlberg) verweisen auf eine sehr eigene filmische Handschrift, die Vorfreude auf den ersten langen Film der beiden Studenten weckt. Drei sehr unterschiedliche Dokumentarfilme vervollständigen das Programm. Regisseur Sebastian Mez drehte seinen Film „Metamorphosen“ über das, in der breiten Öffentlichkeit vergessene, hochradioaktiv verseuchte Gebiet um die kerntechnische Anlage Majak im Südural. Carolin Genreith wirft in ihrem Film „Die mit dem Bauch tanzen“ einen sehr persönlichen Blick auf das Älterwerden und die „Wunderwaffe“ Bauchtanz. Und Sandra Kaudelka, in der DDR selbst Leistungssportlerin gewesen, erzählt in ihrem Dokumentarfilm „Einzelkämpfer“ über ehemalige Spitzensportler der DDR.

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