filmPolska 2013: Vom Kinderstar zur Regisseurin Maria Sadowska

Ich dachte, wir wären unabhängige Frauen.


Glaubst du, dass Frauen härter arbeiten müssen als Männer, um beruflich anerkannt zu werden?
Ja. Am Anfang der Recherche für den Film dachte ich, dass der Unterschied nicht so gravierend sein kann. Meine Großmutter hat schließlich schon für meine Frauenrechte gekämpft. Ich dachte, wir wären unabhängige Frauen. Schließlich fragen Männer ständig: „Was wollt ihr denn noch mehr? Ihr habt doch alles“. Aber wir sind immer noch nicht gleichgestellt. Wir wollen keine Hosen tragen, keine Männer sein. Wir wollen nur die gleiche Behandlung wie Männer. Das Recht auf die gleichen Rechte. Die haben wir aber nicht. In Polen fängt es schon mit der Sprache an: Es gibt keine weibliche Bezeichnung für Regisseure. Ich bin ein „weiblicher“ Regisseur. Momentan wollen wir weibliche Berufsbezeichnungen einführen und Männer lachen uns dafür aus. Das alles zeigt umso mehr, dass es noch viel zu tun gibt im Feminismus in Polen.

Du hattest schon vor deinem Studium an der Filmschule eine sehr erfolgreiche Karriere. Vom Kinderstar zur Musikerin und Fernsehmoderatorin. Warum hast du dich für den Film entschieden und im Grunde noch mal von vorne angefangen?
Ich wurde in eine Musikerfamilie geboren. Musik war die Luft zum Atmen. Mein Leben. Filmemachen war lange ein Hobby von mir. Als mein Vater mir vor zwanzig Jahren eine Filmkamera schenkte, habe ich angefangen alles in meiner Umgebung zu filmen. Der Weg zur Regie war lang. Ich habe mich immer gleichzeitig für viele Dinge interessiert. Das ist vielleicht der Grund. Als Regisseur ist man von Allem etwas: Fotograf, Kameramann, Beleuchter, Schauspieler oder Schriftsteller. Diese Personen war ich mein ganzes Leben. Deswegen dachte ich, dass ein Regiestudium für mich das Richtige wäre.

Inwiefern hat dir deine Popularität für das Filmemachen genutzt?
Ich glaube in keiner Weise. Die Musik- und die Filmwelt sind voneinander getrennt. Was mir für „Frauentag“ wirklich geholfen hat, war mein Kurzfilm, mit dem ich in der Filmszene bekannt wurde. Es gab verschiedene Produzenten, denen der Film gefallen hat, die mich anriefen. Da hatte ich wirklich Glück. Ich habe generell das Gefühl, dass ich mehr Glück beim Filmemachen habe als in der Musik. Ich bekomme viel mehr Unterstützung.

Wieso?
Da ich ein Kinderstar war, musste ich viele Jahre immer wieder beweisen, dass ich mehr bin als das. Eine ernsthafte Musikerin. Bis heute. Beim Film hatte ich einen glücklicheren Einstieg. Ein sozialkritischer Film am Anfang der Filmkarriere lässt die Leute vielleicht den Popstar vergessen und die Regisseurin in mir sehen. Ich glaube dennoch, dass mein Name und die Assoziationen die damit einhergehen, mir eher schlechtere Chancen gegeben haben. Für die Promotion des Films hat mir natürlich meine Popularität geholfen, das muss ich zugeben. Ich kannte Journalisten, von denen ich wusste, dass sie mich gerne interviewen würden. Sonst geht es immer darum, die richtigen Leute zur richtigen Zeit zu treffen – und das ist Zufall.

Die Fragen stellte Laura Varriale.

1 2