Sommerkino: Andrea Stosiek vom Freiluftkino Insel im Interview
Regen ist flüssige Sonne
Mit einem Interview mit Andrea Stosiek, der Kinobetreiberin vom Freiluftkino Insel (und auch des Sputnik Kino in Kreuzberg), eröffnen wir eine Serie, in der ihr erfahrt, wo und wann Sommer und Kino in Berlin eine erfrischende Symbiose bilden.
Im Interview erklärt Andrea warum sich Besuche in ihrem Freiluftkino Insel, das am 14. Mai die Saison beginnt, lohnen, wie das Open Air-Programm ensteht und welche Filme ihr besonders am Herzen liegen. Dazu empfehlen wir euch am Ende des Artikels einige Werke.
Was hat das Kino an der Luft dem im Saal voraus?
Andrea Stosiek: Kino unter freiem Himmel ist komplett anders: Es ist nicht so beengt, stickig und dunkel wie in einem Kinosaal, der Wind bläst einem um die Nase, Raucher können rauchen und die Atmosphäre ist entspannter. Bei uns können Hundebesitzer ihre Vierbeiner mitbringen- wenn diese sozialverträglich sind und an der Leine – und sitzen neben jungen Eltern deren Babys im Kinderwagen schlafen.
Was passiert bei Regen?
Tja, wenn’s Regnet, regnet’s… oder wie man auf Jamaika sagt: Regen ist flüssige Sonne. Spaß beiseite: Wir haben Regenschirme, die wir kostenlos bei Regenschauern ausgeben. Es gibt zusätzlich große Sonnenschirme unter denen man ebenfalls trocken einen Film genießen kann. Wir spielen bei jedem Wetter – der Projektor steht ja im Trockenen.
Wie entsteht das Programm?
Ich betreibe auch das Sputnik Kino am Südstern in Kreuzberg, daher kenne ich viele Filme und kann sie einschätzen, ob sie besser für Indoor oder Outdoor geeignet sind. Wir sammeln Filmwünsche und Filmtipps im Team und natürlich lese ich viel und besuche Festivals. Da kommen viele verschiedene Ideen zusammen und einige davon probieren wir im Freiluftkino aus. Dadurch, dass wegen der Wetterunsicherheiten Freiluftkino weniger planbar und weniger streng einem kommerziellen Druck ausgesetzt ist, bin ich beim Freiluftkinoprogramm viel freier als beim regulären Indoorprogramm. Gleichzeitig ist das Freiluftkino viel größer als das Sputnik und dadurch für Verleiher interessant, die ihre Filme einer breiteren Masse vorstellen wollen.
Wie lange bereitet ihr das Programm vor?
Nach der Saison ist vor der Saison. Das ist fast wie im Fußball: Nach einem Kinosommer schaue ich immer, was für Filme auf die Festivals und in die Programmkinos kommen und eigentlich wird permanent eine Filmliste geführt mit Titeln, die eventuell ins Freiluftkino passen.
Wieso eher Arthouse und weniger Blockbuster?
Das Freiluftkino Insel ist seit Beginn ein Independent-Kino. Wir gehören keiner Kette an und haben zum Ziel, die Filme und das Programm zu machen, das uns gefällt und das wir auch persönlich erklären können. Blockbuster mögen eventuell kommerziell erfolgreicher sein, aber sie passen meist nicht zum Spielort bzw. diejenigen, die Blockbuster mögen, schauen diese lieber im Multiplex mit komfortablen Sitzen, XL Popcorn Menü und Super-Surround Sound. Das können wir nicht bieten und das wollen wir auch nicht.
Bei uns laufen die Arthouse-Filme, die einen Anspruch haben und eine Geschichte erzählen, Independent Kino, das in der regulären Kinoauswertung (wenn es überhaupt eine gab) nur wenig Chancen auf viele Besucher hatten, aber dennoch sehenswert sind. Außerdem Dokumentationen, Filmklassiker, Stummfilme, Kurzfilmprogramme und immer wieder auch trashiges Undergroundkino (z.B. Klaus Lemke, asiatische Monster- oder Zombiefilme etc.)