Zurückgespult #2: Cannes

All die schönen Filme


Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt, am Ende sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt, am Ende sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.

Was bewegt, über welche Projekte spricht die Filmbranche und wo wird gerade wieder einmal unter Protest ein traditionelles Programmkino geschlossen – oder sogar eröffnet? In ihrer Kolumne „Zurückgespult“ blickt Autorin Cosima M. Grohmann einmal im Monat zurück und schaut auf das, was passiert ist, vor und hinter den Leinwänden. Diesmal: Das Festival de Cannes 2013.

Regen, gestohlener Schmuck und wieder kein Deutscher im Wettbewerb – mit diesen Infos könnten wir Cannes-Exilanten uns zufriedengeben. Dabei sieht es aus der Ferne betrachtet alles gar nicht so übel aus. Und auch die deutschen Filmemacher stehen hoch im Kurs – im Ausland zumindest. Eine kleine Rezeptionsgeschichte

Regenschirme. Und eine gut gemeinte Willkommens-Show auf dem roten Teppich, mit Oldtimern und einer Gruppe von Tänzern, die im Zwanzigerjahre-Outfit vor Leo und Co. Swing tanzen. Die Eröffnung der diesjährigen Filmfestspiele in Cannes lieh sich die Rhythmen des „Großen Gatsbys“ – über den wir hier jetzt nicht noch einmal sprechen wollen. Es ist alles gesagt. Für den Kino-als-Entertainment-Faktor und die Sehnsucht nach mehr Dekadenz – im Krisen gebeutelten Europa durchaus verständlich – taugte der Eröffnungsfilm allemal.

Da hilft es nicht, dass der von sämtlichen Radiomoderatoren und Bloggern betonte Regen dem ganzen Tamtam um das glamouröseste der A-Filmfestivals einen nörglerischen Unterton gab. Cannes, das sind eben Weltstars wie Steven Spielberg oder Nicole Kidman auf dem roten Teppich. Cannes, das ist die aufregende Versammlung international anerkannter Regisseure – und einer Regisseurin – im Wettbewerb. Und wenn das Festival doch mal wieder Gefahr laufen sollte, sich ein wenig zu ernst zu nehmen, sorgen kleine Anekdoten dafür, dass alles irgendwie einen ironischen Touch bekommt: Wie etwa, als der Chopard-Schmuck aus dem Zimmer einer Vertreterin des offiziellen Ausstatters gestohlen wurde, ausgerechnet an dem Tag als Sofia Coppolas „The Bling Ring“ Premiere feierte. Der Film erzählt die wahre Geschichte von ein paar gelangweilten Rich Kids, die in die Villen von Promis einbrechen und sich für ein paar Minuten wie ihre Idole fühlen. Übrigens: Die Schmuck-Anekdote war eine Millionen Euro wert – drunter macht man’s eben nicht in Cannes.

Cannes, das ist auch das Festival, was die meisten nur aus dem Fernsehen und aus der Zeitung kennen. Auch deswegen ist und bleibt das Festival eine großartige Projektionsfläche für Träume und Sehnsüchte von Branchenvertretern und Zuschauern. Einer dieser immer mal wieder unerfüllten Träume sind die deutschen Regisseure im Wettbewerb. Dass deutsche Schauspieler wie David Kross in der deutsch-französischen Koproduktion „Michael Kohlhaas“ von Arnaud des Pallières vertreten sind? Geschenkt. Nein, wir wollen deutsche Regisseure sehen – und vielleicht irgendwann auch mal eine Regisseurin. So jedenfalls war der Eindruck, wenn man die Schlagzeilen nach der Veröffentlichung des Programms las. „Kein deutscher Film in Cannes“ unkten die Tageszeitungen damals, im April.

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