Sommerkino: Campingplatzkino-Macher Patrick Banush im Interview

Berliner wünschen sich Filme in inoffizieller Form


Das Campingplatzkino feiert zum Saisonauftakt Leander Hausmanns "Herr Lehmann", der vor zehn Jahren in die Kinos kam.

Das Campingplatzkino feiert zum Saisonauftakt Leander Hausmanns "Herr Lehmann", der vor zehn Jahren in die Kinos kam.

Was machen die Kinos falsch?
Böse gesagt: Die Kinos werden von der Förderanstalt gekauft, damit deren Filme da brav abgespielt werden. Resultat ist eine Hausfrauen-Arthouse-Welle, die nicht abebbt. Das macht Kinos aber für ein urbanes, junges Publikum gnadenlos uninteressant. Früher hieß es: Opas Kino ist tot. Jetzt vielleicht Opas Kinos auch. Auf alle Fälle wünschen sich Berliner Filme in inoffizieller Form.

Wo liegt das Problem bei der Förderung?
Ich bin kein Freund der Filmförderung. Da entstehen Weicheier-Filme und dann vergeben sie noch Programmpreise an kleine Kinos, die geförderte Weicheier-Filme abspielen. Berlin ist aber eine Stadt, in der eine Riesen-Nachfrage nach unabhängigen Filmen und Undergroundkino besteht.

Setzt du da mit dem Campingplatzkino an?
Wir zeigen Filme, die die normalen Kinos nicht spielen. Das Programm ist kompakt. Wir zeigen Berliner Indie-Komödien und die alten Außenseiter wie Lemke oder Zacher. 99,9 % der normalen deutschen Filme würden wir niemals spielen. Das Campingplatzkino ist radikal programmiert. Wir spielen nur das, an das wir zu 110% glauben. Wenn der Zuschauer EINEN Film mag, wird er ziemlich sicher auch die anderen mögen.

Wieso scheitern Festivals an dieser Aufgabe?
Jedes Festival expandiert und will am liebsten 300 Filme zeigen. Das kann nicht funktionieren. So ist es unmöglich, kompakte Qualität zu halten. Ein hoher Anteil der Filme muss auch noch neu sein. Festivals gerieren sich gerne als Retter des Indie-Films, zahlen den Filmemachern aber keinen Cent für die Vorführungen. Und selbst die Berlinale ist meist nicht in der Lage dem kleinen Indie-Film zu einem Verleih zu verhelfen. Festivals können nicht die einzige Abspielstätte von unabhängigem Film sein.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Campingplatzkino,
von Juni bis August jeden Mittwoch ab 21 Uhr Open-Air-Kino im Hof des Prince Charles in Kreuzberg (bei schlechtem Wetter läuft der Film drinnen).
Eintritt: 4 €.
Rahmenprogramm: Immer mit Special Guests und DJ.
Infos auch bei Facebook.

Die Sommerkino-Reihe 2013:
Andrea Stosiek vom Freiluftkino Insel im Interview: Regen ist flüssige Sonne

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