Interview zu “Zum Geburtstag” mit Regisseur Denis Dercourt

Wir mögen den Teufel



In „Zum Geburtstag“ beginnt alles mit einer Lüge und einem teuflischen Pakt. Hat Goethes Faust Sie beeinflusst?
Als Musiker und besonders als französischer Musiker bin ich mit dem Thema sehr vertraut und davon geprägt. Der Film sollte aber nicht hart und schwer werden, sondern dem Zuschauer Spaß machen. Und dem Autor, also mir. Meine letzte Arbeit war sehr anstrengend, gerade was das Schreiben angeht. Sie zog sich über fast acht Jahre. Das wollte ich nicht wiederholen. Dieses Mal schaffte ich es in nur drei Jahren. Ich werte das als Zeichen, dass es mir Spaß machte. Den Mephisto zu behandeln, sollte immer Freude bereiten. Der Teufel macht Spaß! Wir mögen den Teufel. Es ist schöner ihn, eine böse Figur, zu erschaffen, als eine gute.

Quält Sie diese jahrelange Arbeit an den Büchern manchmal?
Ja, immer! Manchmal macht es Spaß, aber meistens es fällt mir schwer. Ich kann das aber nicht anders machen. Ich bekomme oft Bücher oder Empfehlungen für Bücher, aber ich kann nichts anderes als meine eigenen Bücher verfilmen.

Ihre drei männlichen Hauptdarsteller sind erfolgreiche Banker. Sind Banken die perfekte Umgebung für böse Menschen?
Auf jeden Fall. Das Märchenhafte erfordert klare Positionen und Schichten. In meinem Film „Das Mädchen, das die Seiten umblättert“ stammte das arme Mädchen aus einer Fleischerfamilie, während die reiche Klavierlehrerin, die böse war, in einem Schloss wohnte. In „Zum Geburtstag“ entwickeln sich alle drei männlichen Figuren geografisch aus dem Osten heraus. Sie ziehen nach der Wende gen Westen, wo sie mit Hilfe von Mathe, Rechnen und Zahlen zu Teufeln werden.

Wie nehmen Sie als Franzose das Ost-West-Verhältnis wahr?
Bevor ich nach Berlin kam, hatte ich keine Ahnung davon. Nun hatte ich das Glück, dass wir Teile des Films im ehemaligen Osten gedreht haben. Ich wusste nichts über die tollen Menschen dort und ihre interessanten Geschichten. Wir Franzosen sind extrem an dieser Zeit und Filmen darüber interessiert. Der letzte war „Barbara“, der in Frankreich sehr sehr erfolgreich war. In Frankreich genießt die kommunistische Partei immer noch große Anerkennung. Kommunist ist kein Schimpfwort. Unsere Geschichte ist anders und doch verspüren wir eine gewisse Sehnsucht danach. Als Franzose bewundere ich die Landschaft, die Städte, die Leute und die Kultur. Ich fühle mich im Osten heimisch, was komisch ist. Vor unserem Umzug hätte ich das nicht für möglich gehalten.

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