Teil 1: Wir blicken zurück auf das Jahr 2013

Jahresbilanz 2013


Cosima M. Grohmann ist freie Journalistin und lebt in Berlin. Als Regie- und Produktionsassistentin hat sie bei diversen Filmproduktionen mitgewirkt, am Ende sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht. Als Kritikerin aus der Ferne fühlt sie sich dem Kino näher, sie schreibt u.a. für fluter, die Berliner Zeitung und die Deutsche Presse Agentur.ZWEI ÜBERRASCHUNGEN AUS HOLLYWOOD von Cosima M. Grohmann

Der Rückblick auf das Kinojahr 2013 erinnert an viele kleine Wunder: „Der Geschmack von Rost und Knochen„, „Die Jagd“ oder The Broken Circle“ sind Filme, die mich nachhaltig beschäftigt haben und definitiv noch über das Jahr hinaus auf meiner „Besten-Liste“ stehen werden. Was mich aber 2013 wirklich positiv überrascht hat: Gleich zwei Produktionen aus Hollywood würde ich – mit kleinen Abstrichen – das Prädikat „sehr gut“ verleihen. Da wäre zum einen das Weltraum-Drama Gravity: Ein Film, der sich hauptsächlich darum dreht, wie schwierig es ist, in der Schwerelosigkeit zu überleben. Jede Bewegung, jeder Ruck wird mit einem Echo an Gegenbewegung beantwortet, das Öffnen einer Klappe, das Festdrehen einer Schraube zur lebensrettenden Mission. Regisseur Alfonso Cuarón choreographiert ein Ballett aus Schrott und Schnüren, die durch einen zerstörten Satelliten einmal aus ihrer Tanzrichtung gekommen, zur unaufhaltsamen Bedrohung werden.

Der treibende Soundtrack zu dem Sandra Bullock und Georg Clooney vor der sagenhaften Kulisse des Weltraums versuchen, die Gesetzmäßigkeiten der Schwerelosigkeit zu ihrem Vorteil zu nutzen, ersetzt so manchen überflüssigen Dialog und aufgesetzte Story, die man ansonsten in einer solchen Großproduktion erwarten würde. Auch wenn auf den ein oder anderen Shot, der Bullocks makellos durchtrainierten, 49-jährigen Körper in knapper Unterwäsche zeigt, wohl nicht verzichtet werden konnte. Auch die Story mit dem gestorbenen Kind – aber geschenkt, zum ersten Mal wird Schwerelosigkeit für mich im Kino zu einem überzeugenden narrativen Element und einer ästhetischen Komponente umgedeutet, Hut ab.

Zu einem ganz anderen Unterhaltungsgewinn führte mich Judd Apatow mit seinem Film „This is 40„. Eine Familien-Komödie, für die Apatow diesmal zwar deutlich weniger Geld in die Hand genommen hat, sich aber dennoch im klassischen Hollywoodblockbuster-Umfeld bewegt. Wer schon bei „Brautalarm“ auf seine Kosten gekommen ist – wobei ich die Durchfall- und Kotzszenen ausnehmen möchte – wurde bei „This is 40“ nicht enttäuscht: Vor allem die Dialoge sind  – nun ja – einfach witzig und einfallsreich. Die Themen der Gags setzen das Insider-Wissen der Zuschauer über aktuelle Serien, Internet, Jugendsprache und Beziehungsleben voraus. Der „Girls“-Produzent zeigt hier einmal mehr, dass er seine Zielgruppe souverän mit neuem Futter versorgen kann. Und die lebensnahe Darstellung der Alltags- und Beziehungsprobleme einer liberalen Mittelschichtsfamilie verfügt dadurch über eine gute Portion Identifikationswert. Dass dabei immer mal wieder die Grenzen des guten Geschmacks überschritten werden, gehört nun mal zum Klamauk à la Apatow dazu. Da verzeiht man ihm auch den allzu glattgebürsteten Ausgang der Geschichte eines in den Alltagswahnsinn abgeglittenen Pärchens, das den wiedergefunden Sinn des Familienlebens gleich mit einem weiteren Baby besiegeln muss.

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