9. Xposed im Moviemento

Je gewagter, desto besser


Michael Stütz, Programmleiter vom XPOSED International Queer Film Festival.

Michael Stütz, Programmleiter vom XPOSED International Queer Film Festival.

Ihr dehnt euer Programm erstmals auf vier Tage aus. Wie kam es dazu?
Die Entscheidung haben wir relativ kurz nach dem letztjährigen Festival getroffen. Wir sind letztes Jahr um einiges gewachsen. Die Zuschauerzahl hat sich mehr als verdoppelt und der Zuspruch hat uns und unseren Ehrgeiz beflügelt. Im Prinzip haben wir um einen Tag verlängert, um mehr Filme im Programm platzieren und ein größeres filmisches Spektrum präsentieren zu können. Leisten können wir uns das nicht wirklich, aber Begeisterung und Gestaltungswille waren stärker als die Vernunft. Wir müssen leider immer noch ohne öffentliche Förderung auskommen und Geldgeber findet man für ein Format in dieser Größenordnung so gut wie nicht. Wir finanzieren uns über die Ticketeinnahmen und das Weiterbestehen des Festivals hängt davon ab, wie viele Leute sich ins Kino locken lassen. Ganz einfach und simpel. Das ist relativ beängstigend, wenn man sich mal einen Moment damit beschäftigt. Wenn wir nicht eine bestimmte Auslastung erreichen, müssen wir den Rest aus der eigenen Tasche bezahlen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, wie wir wissen!

Welche Rolle spielt Berlin als Festivalheimat für euch?
Ich glaube, in einer anderen Stadt wären wir nicht in der Lage, ein Festival mit so wenigen Mitteln auf die Beine zu stellen. Abgesehen davon lebt das Festival von dem bunten Haufen an Menschen, der in Berlin zusammenkommt. Das Publikum ist sehr offen und neugierig, was die Programmgestaltung betrifft, aber andererseits ist es auch schwierig, die Leute an das Festival zu binden. Die Stadt ist enorm kurzlebig, kulturell und zwischenmenschlich. Die Aufmerksamkeitsspanne ist relativ gering. Nichtsdestotrotz hat man immer noch ein großes potenzielles Publikum, dem man einiges zumuten kann. Man muss sich keine großen Gedanken machen, ob ein Film oder Programm zu gewagt wäre. Im Gegenteil: Je gewagter, desto besser. Man will letztendlich niemanden langweilen mit seinem Projekt. Sich selbst am wenigsten.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Das 9. Xposed International Queer Film Festival findet von 29. Mai bis 1. Juni 2014 im Kreuzberger Kino Moviemento statt.

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