BFF On The Road: Tagebuch zur 71. La Biennale Di Venezia

Der Venedig-Blog 2014


Tag 9: Viel Lärm um Nichts

Kaum zu glauben, wie viele Filme in diesem Jahr ihre Geschichten verschenken. Es ist als gäbe es nichts zu sagen, nichts zu kommentieren, nichts zu erzählen. Portraits von Poeten und Literaten, Kriegsgeschichten, kleine Familiengeschichten und ein paar Identitätskrisen zerstreuen sich auf dem Programmteller. Viel Hoffnung lag noch in einem der letzten Wettbewerbsfilme „Pasolini“ von Abel Ferrara („Bad Lieutenant„, 1992). Der Film der den letzten Tag im Leben Pasolins, dem Dichter, Journalisten, Autoren und Filmemacher, beschreiben will, ist ein Meisterwerk an dekorativer Oberflächlichkeit, schlechter Schauspielerführung und befremdlich rezitierter Dialoge. Willem Dafoe, in der Hauptrolle des Pasolini, bleibt so nur ein Abziehbild des großen Künstlers, das Abel Ferraras wenig profunder Kenntnis zum Schaffen eines der wichtigsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts entstammt.

Weiterlesen: Interessant: Daniel Kothenschulte (Die Welt) sieht in „Pasolini einen Favoriten auf den Goldenen Löwen.

An Peinlichkeit an diesem Tag kaum noch zu überbieten, ist dann am Nachmittag auch noch Michael Almereydas amerikanische Shakespeare-is-in-da-house-Version von „Romeo und Julia“ der Orizzonti Sektion. Ein showing-off-Copmovie mit Daddy-Cool-Drogendealern und einer geballten Ladung Fremdschämatmosphäre. Der ganze Körper schreit nach Flucht aus dem Saal. Was Baz Luhrmann an Gespür für die Geschichte und seine Figuren mitbrachte, verdallert Almereyda in einer tumben Tour de Farce.

Kraftlos schleppt sich das Festival seinem Ende entgegen. Es macht keinen Spaß. Es bleibt zu hoffen, dass der Wurm, der sich in diesem Jahr durch das Programm gefressen hat, möglichst bald wieder eingefangen ist.

SuT

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