Interview zum Favourites Film Festival 2014 in der Kulturfabrik Moabit

Ein großes Thema reicht nicht unbedingt


Anna Jurzik, die Festivalleiterin des Favourites Film Festival.

Anna Jurzik, die Festivalleiterin des Favourites Film Festival.

Seit 2011 überzeugt das Favourites Film Festival immer mehr Kino-Fans zu einem Ausflug zur Kulturfabrik Moabit. Berliner Filmfestivals hat sich mit Festivalleiterin Anna Jurzik über die Entwicklung des Filmfests, sein Konzept und das am Montag veröffentlichte Programm unterhalten.

Um beim Favourites Film Festival präsentiert zu werden, müssen Filme eine hohe Hürde überspringen: Sie müssen bei einem Filmfest irgendwo auf der Welt mit dem Publikumspreis ausgezeichnet werden. Eure Vorauswahl trifft also ein Festivalpublikum weltweit. Anna, wie entsteht daraus euer Programm?
Anna Jurzik:
Wir recherchieren Gewinner von Publikumspreisen auf Filmfesten weltweit. Dazu haben wir eine Liste mit 400 Filmfesten erarbeitet. Anschließend schreiben wir die Rechteinhaber, Vertriebe & Co an, um die Filme zu sichten. Während wir im ersten Jahr noch DVDs bekamen, geht das mittlerweile nahezu komplett online. Das beschleunigt das Prozedere und verringert Kosten. Wir schauen circa 200 Filme jährlich und gestalten damit unser Programm.

Eure Filme leisten damit exakt das, was ihnen der Markt oft abspricht und deshalb den Weg in die regulären Kinovorstellungen verwährt. Erkennt ihr Trends bei den ausgezeichneten Werken?
Eine Tendenz, die sich feststellen lässt, ist die, dass sich das Publikum immer für sehr schwere Themen entscheidet. Filme, die an die Nieren gehen und nicht etwa Filme, die gute Laune verbreiten. Wir suchen nach allgemeingültigen Geschichten, die über die Charaktere, die darin erschaffen werden, hinausgehen und erzählen.

Die Berlinale vergibt seit einigen Jahren im Panorama gleich zwei Publikumspreise, nachdem dort die dokumentarische Form der fiktionalen lange Zeit überlegen war. Hat es der Spielfilm auch bei euch schwerer und muss gestützt werden?
Nein, wir haben mehr Spiel- als Dokumentarfilme. Das liegt vielleicht auch daran, dass viele Dokumentarfilme auch auf einen erzählerischen Ansatz achten. Ein großes Thema reicht nicht unbedingt aus. Wir suchen auch nach filmisch schönen Ansätzen.

Eine Besonderheit bei Filmfesten ist, dass sie Programme nicht einfach nur abspielen, sondern dem Ganzen einen Rahmen geben. Wie entsteht bei euch Festivalatmosphäre?
In erster Linie durch die Kulturfabrik Moabit, die bringt sehr viel Charme mit und wir gestalten sie immer sehr aufwendig und erschaffen mit Licht und Deko Orte, an denen sich die Leute auch nach dem Film gerne aufhalten. Wir sind so klein, dass wir nicht jeden Filmemacher einladen können, aber trotzdem passiert viel mit dem Publikum, das sich gerne untereinander austauscht. Teilweise leiten wir das an, haben zum Beispiel in den letzten Jahren immer wieder Gespräche an die Screenings angeschlossen, bei denen nicht die Filmemacher vor Ort waren, wir aber thematisch passend angeschlossen sind.

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